Gefährlich? Wie sicher ist eine Reise nach Marrakesch?

Wie gefährlich ist es, in Marrakesch Urlaub zu machen? Fragen wie diese nach der Sicherheit in Marokko wurden mir in den vergangenen Jahren immer wieder gestellt. Leider gibt es auf sie keine eindeutige Antwort. Dafür aber ein paar gute Erfahrungen, um mit einigen Sorgen aufzuräumen.

Anfang Januar fragte die Süddeutsche Zeitung, in welches islamische Land man noch unbesorgt reisen könne. Die Antwort lieferte sie gleich mit: „In ganz Nordafrika gibt es zurzeit nur ein Land, das man normal bereisen kann: Marokko. König Mohammed VI. fährt hier einen klugen Kurs zwischen politischen Reformen und sozialen Verbesserungen. Der Regierungschef gehört dem gemäßigten politischen Islam an, Frauen wurden gesetzlich gleichberechtigt. Natürlich gibt es auch hier ein allgemeines Anschlagsrisiko, aber es ist wohl nicht höher als in Berlin oder London. Das Auswärtige Amt attestiert dem Land eine „gute touristische und sicherheitspolitische Infrastruktur“.“

Marrakesch ist bei Touristen beliebter denn je

Angesichts der momentanen politischen Situation in Syrien und dem Irak, den Anschlägen von Paris oder den Ereignissen der Kölner Silvesternacht sind die Themen Terrorismus, Kriminalität und Sicherheit häufig präsent, wenn es um Reisen in islamische Länder geht. Schließlich fährt niemand mit dem Vorsatz in den Urlaub, dort Opfer eines Terroranschlags oder einer Entführung zu werden. Viele solcher Sorgen sind übertrieben und zeichnen ein verzerrtes Bild dieser Länder, andere sind nicht von der Hand zu weisen.

Marokko gilt als sehr stabil und profitiert von der Unsicherheit in anderen Maghrebstaaten wie Tunesien und Ägypten. Daher verwundert es kaum, dass sie die Zahl deutscher Urlauber dort von 2012 bis 2014 mehr als verdoppeln konnte. Im vergangenen Jahr erhöhte sich diese Zahl um weitere 10 Prozent.

Djemma El Fna Marrakesch

Wenn es Abend wird auf dem Djemaa el Fna in Marrakesch

Polizei gewährleistet gute Sicherheitslage in Marrakesch

Polizei und Sicherheitskräfte gehören in Marokko so fest zum Straßenbild, das man sich als Europäer mitunter erst an die Anwesenheit so vieler Uniformierter gewöhnen muss. In Marrakesch ist das am stärksten auf dem Djemaa el Fna zu spüren. An dessen Zufahrtsstraßen stehen regelmäßig bewaffnete Sicherheitsbeamte und patrouillieren über den Platz. Die Polizei ist aber auch an anderen Sehenswürdigkeiten, an Busplätzen und Bahnhöfen — eigentlich im gesamten öffentlichen Raum — präsent und vermittelt ein Grundgefühl von Sicherheit.

Diese Vorsichtsmaßnahmen mögen übertrieben wirken, haben aber ihre Gründe. Denn in Marokko wurden bisher insgesamt vier Terroranschläge verübt: 2003 detonierten Sprengsätze in jüdischen Einrichtungen in Casablanca, 2007 gab es in der Stadt erneut zwei terroristische Zwischenfälle und 2011 explodierte ein Sprengsatz militanter Islamisten im Café Argana in Marrakesch. Seitdem ist es glücklicherweise ruhig geblieben und Marrakesch ist bei westlichen Touristen beliebter denn je.

Verunsichernde Sicherheitshinweise für Marokko vom Auswärtigen Amt

Das Auswärtige Amt empfiehlt Reisenden, Menschenansammlungen und Demonstrationen zu meiden und besondere Vorsicht walten lassen. Dieser Ratschlag, der sich in den quirligen Souks von Marrakesch oder auf dem Djemaa el Fna kaum umsetzen lässt, hilft leider kaum. Stattdessen erzeugt der Hinweis vor allem Angst und Sorge. Obwohl das Risiko, in Marrakesch Opfer eines Terroranschlags zu werden, vermutlich ähnlich niedrig ist wie in Hamburg oder Berlin.

Noch unwahrscheinlicher ist es, entführt zu werden. Diese Angst haben vor allem Reisende, die gerne eine Wüstentour machen wollen. Doch in Marokko hat es bis zum heutigen Tag noch keine Entführung gegeben. Die beiden großen Wüstengebiete Erg Chebbi und Erg Chegaga gelten nicht zuletzt aufgrund der vielen Reiseveranstalter und -gruppen vor Ort als absolut sicher. Realistischer sind die Warnungen des Auswärtigen Amts vor Fahrten in die Westsahara oder unbegleiteten Ausflügen ins algerische Grenzgebiet.

Kriminalität in Marrakesch: Kein Vergleich zu einem deutschen Dorffest

Marrakesch ist eine Großstadt und wie in jeder Großstadt gibt es an bestimmten Orten Taschendiebe und Kleinkriminelle. Doch diese sind eigentlich kaum relevant. Grundsätzlich ist Kriminalität in Marokko ein kleineres Problem als in Deutschland. Das betrifft sowohl die Schwere als auch die Häufigkeit von Delikten. Der Grund dafür könnte in der engmaschigen Gesellschaftsstruktur liegen, die eine hohe soziale Kontrolle bewirkt und bei aufkeimenden Konflikten sofort deeskalierende Nachbarn, Freunde oder Verwandte auf den Plan treten lässt.

Auch die Abwesenheit von Alkohol trägt ihren Teil zu einem friedvollen Miteinander bei. Auf dem Djemaa el Fna versammeln sich Abend für Abend tausende Menschen, essen gemeinsam, trinken Tee und amüsieren sich. Meinungsverschiedenheiten lassen sich beobachten, Schlägereien nicht — kein Vergleich zu einem beliebigen deutschen Dorffest mit mehr als 30 Gästen.

Nachts in der Medina von Marrakesch

Irgendwann leeren sich die Gassen — Zeit zu gehen

Das bedeutet jedoch nicht, dass es in Marrakesch gänzlich ungefährlich wäre. Nur musst du dein Glück nicht unbedingt herausfordern und nachts alleine orientierungslos durch die menschenleeren Randbezirke der Medina flanieren. Stattdessen solltest du dich in erster Linie deines gesunden Menschenverstands bedienen.

Wenn sich die Gassen der Altstadt nachts leeren, solltest du dich für möglichst kurze und belebte Wege zu entscheiden, die du tagsüber schon mal abgelaufen bist. Lass dich unterwegs nicht in Gespräche verwickeln, sondern gehe zügigen Schritts zu deinem Hotel oder Riad. Es ist deswegen auf jeden Fall vorteilhaft, nicht zu weit entfernt vom Djemaa el Fna zu wohnen. Schöne und gut gelegene Riads in der Medina findest du in diesem Riad Guide.

Wer sein Quartier nicht in der Medina sondern in der Neustadt bezogen hat, sollte sich nachts ein Taxi nehmen und auf unnötige Spaziergänge verzichten.

Fazit: Marokko und Marrakesch sind so sicher wie möglich

Auf fast zwanzig Marrakesch-Reisen seit 2001 habe ich glücklicherweise durchweg positive Erfahrungen gemacht: Niemals hat jemand versucht, mich zu bestehlen. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich bedroht, abgesehen von den Motorrädern, die knatternd durch die engen Gassen der Medina brettern und die Passanten regelmäßig dazu nötigen, hastig zur Seite zu springen. Mein gesunder Menschenverstand rät mir inzwischen sehr zuverlässig, ob ich noch einen Stadtbummel auf ein Glas Minztee als Absacker unternehmen sollte oder besser nach Hause gehe.

Das Risiko eines Terroranschlags ist damit natürlich nicht aus der Welt geräumt, aber der kann mich ebenso gut am Berliner Hauptbahnhof erwischen — und dort gibt es nicht mal einen Minztee zum Absacken.

(Fotos: Riad Marrakesch)

13 Kommentare

  1. Dem stimme ich absolut zu. War schon 5 x in Marokko auf Trekking – letztes Mal 2014 Gebirge u Wüste und auch heuer wieder 2016 geplant.
    Genauso ist es – wie in diesem Artikel beschrieben. ?

    1. Hallo meine Familie möchte auch fahren. Und ich weiß noch nicht ob ich mit geh. Gemischte gefühle.

      1. Ich war gerade wieder unten bin seit zwei Wochen wieder in Deutschland. Ich war in Marrakesch und auf einer Rundreise in Südmarokko. Wir haben uns wie gewohnt sicher gefühlt und es gab nichts, was uns beunruhigt hätte. Ich würde auf jeden Fall deine Familie begleiten!

        1. hallo sie waren vor 14 tagen wir würden im April fliegen 7 tage. Und müssten jetzt dann schon buchen . und wir haben auch rein gesehen im Außenministerien da steht Warnstufe 2 Ich würde gerne mit fliegen aber darum dachte ich frag da mal nach wär vor kurz dort war wie war das wetter ? , wüste oder so machen wir eh nicht weil da wäre fünf. aber heute hört man schon wieder was in der Türkei. Danke für die Info

        2. Vom Hausministerien steht das man aber nicht so einfach zu einer Botschaft kommt oder kann wie oft sind sie dort ??

      2. Hi, wir waren gerade mit drei Kindern 10 bis 12 in Marakesh. Guter Artikel. Der Gauglermarkt in Marrakesch ist etwas anstrengend. Die befahrenen Gasen gewöhnungsbedürftig. Straßenüberquerung auch. Aber man passt sich schnell an. Für Außerhalb haben wir uns ein Auto gemietet. Beste Idee überhaupt. Sonst zu Fuss oder per Kutsche in Marrakesch unterwegs. Taxi geht auch noch. Viele freundliche Menschen. Manchmal wird einem versucht das Geld aus der Tasche zu leiern. Marokkaner sind sehr Geschäftstüchtig, aber nicht unfreundlich. Tolles Land. Gern wieder. Auch mit Kindern.

  2. Tipp: googeln:
    „picasa Eva Augeneder“ da kann man meine Tour vom Nov 2014 ansehen.

    Suche in Marrakesch ein Riad Hotel Nähe dem großen Platz – mit großen Zimmer , eventuell mit Terrasse od Balkon.

  3. Das kann ich nur bestätigen. Ich war also Frau alleine über Silvester in Agadir und Marrakesch. Ich habe nur nette Leute kennen gelernt und wurde nicht einmal belästigt.
    Ich habe mich sicher gefühlt und war auch abends in Marrakesch unterwegs, habe in der Medina in einem wunderschönen Riad gewohnt und werde vermutlich im November wieder fahren.
    Alles war sehr gut

  4. es ist doch merkwürdig:
    da waren bei den Übergriffen in Köln vornehmlich Nordafrikaner beteiligt.
    warum haben die sich aufgemacht?
    Weil es ihnen in ihrem Heimatland so gut geht?
    Und da soll marokko ein sicheres herkunftsland sein?
    ne, marokko stand einmal auf meiner to-do liste.das ist lange her.
    genauso wenig wie tunesien oder ägypten.

    1. Die Sicherheitslage unterscheidet sich in allen drei Ländern dramatisch voneinander. Marokko gilt als sicher für Touristen. Für politische Aktivisten (Westsahara), kritische Journalisten, die rote Linien übertreten (Westsahara, König) oder in Einzelfällen auch homosexuelle Menschen gilt das aufgrund staatlicher Repressionen nicht uneingeschränkt. Unter den nordafrikanischen Flüchtlingen in Europa dürfte der Anteil politisch Verfolgter, die es ohne jeden Zweifel gibt, geringer sein als gegenüber anderen Herkunftsstaaten. So dass sich relativ viele Armutsflüchtlinge unter ihnen befinden, die um eine neue Perspektive kämpfen. In Marokko gibt es eine relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit und einen aufgeblähten staatlichen Verwaltungsbetrieb, in dem viele Alte auf ihren Positionen klemmen. Das sind sozial-ökonomische Probleme, die bislang selten zu politischen Problemen wurden. Die Situation ist in keiner Weise mit Tunesien oder Ägypten vergleichbar. Als Reisender betrifft einen das zunächst insofern, als dass man sich darauf gefasst machen muss, stellenweise (z.B. am Rand der Mellah) auch mit schockierender Armut konfrontiert zu werden, die man in dieser Offenheit in Deutschland selten erlebt. Ich würde Marokko auf jeden Fall wieder auf Ihre To-Do-Liste setzen, sonst entgeht Ihnen wirklich was!

  5. Bin nun das dritte Mal in Marrakesch 🙂
    Die erste Reise war mit einer Freundin und deren Tochter (mitte 20).
    Die Zweite mit einer anderen Freundin,
    die Dritte nun alleine und ich habe noch eine spannende Woche vor mir.
    Wir sind über 1000 km mit dem Leihwagen durchs Land gefahren, haben in einigen Hotels übernachtet und diverse ZAUBERHAFTE Sehenswürdigkeiten besucht und es war einfach nur TOLL!!!!
    Die Menschen hier sind aufgeschlossen und hilfsbereit, die Hotels sauber und sicher, das Essen die reinste Verführung…….das Land: der HAMMER!!!!
    Nicht eine Sekunde lang habe ich mich unsicher oder unerwünscht gefühlt… ehr das Gegenteil: Ich bin mal wieder total erstaunt, wie freundlich und hilfsbereit diese Menschen sind!!!! Habe ein kreisrundes Lächeln im Gesicht und freue mich jetzt schon auf den nächsten Urlaub hier im April.

    Marrokko ist so aufregend anders…..
    Mein Tipp:
    – Ruhe und Gelassenheit bewahren
    – eine Einladung zum Tee einfach mal annehmen
    – besonders in der Medina ein nettes Cafe suchen, sich auf die Dachterrasse setzen, verschnaufen und genießen!
    – ein Lächeln verschenken…. es kommt zu dir zurück!!!

  6. Wir waren jetzt schon dreimal in Marrakesch. Das letzte Mal November 2016 und wir haben uns immer sicher gefühlt. Ich kann nichts negatives berichten. Für uns ist Marrakesch ein Traum und wir fühlen uns dort immer sehr wohl. Eva Augeneder, ich kann Dir das Riad La Maison Nomade empfehlen. Hier sind wir immer eingebucht und wir haben uns vom ersten Tag an heimisch gefühlt. Die Leitung ist deutschsprachig und somit scheitert es auch nicht an der Verständigung. Leider wollen viele Ihren Urlaub nicht in Marrakesch verbringen, weil man auch negatives hört. Aber hört man das nicht in jedem Urlaubsziel. Trotzdem verbringen Leute dort ihren Urlaub. Lasst euch nicht verunsichert und verbringt euren Urlaub in Marrakesch und fühlt euch wie in 1001 Nacht. 😉

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