Der Djemaa el Fna

Wer nach Marrakesch reist, um den Orient zu erleben, wird auf dem Djemaa el Fna fündig. Zwischen den Gauklern, Geschichtenerzählern und Schlangenbeschwörern auf dem „Platz der Geköpften“ scheinen die Märchen aus tausendundeiner Nacht Wirklichkeit werden zu können. 

Der Djemaa el Fna liegt inmitten der Medina. Der Legende nach sollen hier während der Almohadenherrschaft öffentliche Hinrichtungen stattgefunden haben, in deren Anschluss die aufgespießte Köpfe der Exekutierten zur Schau gestellt wurden.

Die zwei Gesichter des Djemaa el Fna

Heute wird auf dem „Platz der Geköpften“ niemand mehr enthauptet, dafür kann es aber passieren, dass man dort schneller als gedacht sein Herz verliert. Der Platz pulsiert und ist ständig in Bewegung. Schlangenbeschwörer und Affendompteure versuchen, die Aufmerksamkeit der Schaulustigen auf sich zu lenken, doch der halsbrecherischen Einlage der Akrobatengruppe, die sich ein paar Meter weiter zu den dramatischen Trommelklängen einiger Berbermusiker in die Höhe schraubt, haben sie wenig entgegenzusetzen.

Weiter vorne steht einer der berühmten Geschichtenerzähler, die unter dem Einsatz zahlreicher Requisiten die Menge unterhalten. Ein Orangensaftverkäufer pfeift und winkt zu seinem Stand. Mit dem frisch gepressten Saft in der Hand lässt sich das Ausmaß dieses Spektakels erst richtig überblicken. Dann wird es Nachmittag und der Djemaa el Fna beginnt sich in ein großes Open-Air-Restaurant zu verwandeln.

Der Djemaa el Fna aus der Vogelpersektive
(Foto: Never House via Flickr)

Auf dem großen Platz werden nun unzählige Garküchen aufgebaut und es dauert nicht lange, bis die ersten Rauchschwaden herüberwehen und es auf dem Djemaa el Fna nach Holzkohle, gegrilltem Fleisch und exotischen Gewürzen riecht. Das sich täglich wiederholende Spektakel kann beginnen und nimmt erst mit dem Sonnenuntergang richtig an Fahrt auf. Der Platz ist inzwischen voller Menschen, die sich im Dunkeln zu Trauben um die Geschichtenerzähler und Akrobaten versammeln, die inzwischen im Schein einer kleinen Gaslampe auftreten.

Nur wenige Meter weiter ist es wieder heller. Hier laden die berühmten Garküchen zum Verweilen ein. Auf üppig angerichteten Betten aus frischem Koriander präsentieren sie die hochgelobte Küche Marokkos. Hier gibt es neben Fleischspießen, gegrilltem Gemüse, Fisch, Couscous, Tagine und herzhaften B’stillas auch Speisen, die in Europa wenig bekannt sind. Hat man erstmal an einer der Garküchen Platz genommen, kann man sich in Ruhe durch die angebotene Vielfalt probieren, denn die Speisen werden wie bei spanischen Tapas in kleinen Portionen angebotenen, so dass man sich sein eigenes köstliches Menu zusammenstellen kann.

Garküchen auf dem Djemaa el Fna in Marrakesch
(Foto: Oliver Laumann via Flickr)

Fazit

Der Djemaa el Fna gehört zu Marrakesch wie der Zucker zum Minztee. Wer sich dieses orientalische Spektakel, diese wahnsinnige Mischung aus Gerüchen, Geräuschen und Gerichten entgehen lässt, ist selbst schuld. Das bunte Leben auf dem Platz zählt seit 2001 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO und wird heute von Touristen und Einheimischen gleichermaßen geschätzt, so dass es wahrscheinlich ist, dass man an den Garküchen in vergnügter Gesellschaft marokkanischer Familien isst.

In diesem Video wurden das nächtliche Treiben auf dem Djemaa el Fna im Zeitraffer festgehalten:

Standort:

Der Djemaa el Fna liegt im Zentrum der Medina von Marrakesch und alle großen Gassen führen früher oder später auf den Platz. Wer die Orientierung verloren hat, muss nicht lange warten, bis er ein „A la place?“ hört und jemand ihm den Weg weisen will.

An den größeren Seitenstraßen des Platzes befinden sich Geldautomaten verschiedener Banken und weitere Imbisse und Restaurants. Eine gute Position zum Fotografieren hat man von den Terrassen der mehrstöckigen Cafés auf der Ostseite des Platzes.

In unmittelbarer Nähe zum Djemaa el Fna befinden sich zahlreiche Riads und Hotels.