Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca
Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist weit mehr als ein religiöses Bauwerk: Sie ist ein nationales Symbol und für viele Besucher der Hauptgrund, diese marokkanische Metropole überhaupt zu besuchen. Dieser Artikel beschreibt die Architektur und Baugeschichte der Moschee, erklärt ihre soziale Bedeutung und verrät eine Besonderheit.
Die Moschee zieht jährlich Hunderttausende Besucher aus aller Welt an und steht sinnbildlich für die Ambitionen und Herausforderungen des modernen Marokko.
Inhalt
Bau und Geschichte der Hassan-II.-Moschee in Casablanca
Die Idee zur Errichtung der Hassan-II.-Moschee geht auf König Hassan II. zurück, der Anfang der 1980er Jahre ein Zeichen des Glaubens und der nationalen Einheit setzen wollte. Der Grundstein wurde am 12. Juli 1986 gelegt, die Einweihung erfolgte nach siebenjähriger Bauzeit am 30. August 1993. Über 35.000 Arbeiter und Handwerker waren an dem Mammutprojekt beteiligt, darunter 6.000 hochqualifizierte Kunsthandwerker, die traditionelle marokkanische Techniken einbrachten.
Die Finanzierung der Moschee war von Anfang an umstritten: Ursprünglich auf freiwilligen Spenden basierend, wurde die Finanzierung im Laufe der Zeit durch Steuern und Zwangsabgaben ergänzt. Viele Marokkaner empfanden dies als Belastung, vergleichbar mit der deutschen Solidaritätssteuer nach der Wiedervereinigung. Hinzu kamen zahlreiche schwere Arbeitsunfälle während der Bauphase, die für zusätzliche Kritik sorgten. Die Baukosten werden auf 400 bis 700 Millionen US-Dollar geschätzt. Nach der Eröffnung kam es zu Protesten: Kritiker übermalten den offiziellen Schriftzug „Hassan-II.-Moschee“ wiederholt mit „Moschee des Volkes“, um auf die gesellschaftliche Debatte aufmerksam zu machen.
Warum die Hassan-II.-Moschee in Casablanca so besonders ist
Die Hassan-II.-Moschee erhebt sich auf einem spektakulären Felsvorsprung direkt am Atlantischen Ozean. Diese Lage ist nicht zufällig gewählt, sondern nimmt Bezug auf eine Koranstelle, der zufolge „Gottes Thron auf dem Wasser steht“. Das Bauwerk liegt am Boulevard Sidi Mohammed Ben Abdallah, zwischen dem Hafen von Casablanca und dem Leuchtturm El Hank. Vom zentralen Bahnhof Casa-Port erreicht man die Moschee in etwa 20 Gehminuten.
Die Moschee ist teilweise auf dem Festland, teilweise auf einer künstlich angelegten Plattform über dem Meer errichtet. Früher befand sich an dieser Stelle ein Schwimmbad. Zwei massive Wellenbrecher schützen das Bauwerk vor der Kraft des Atlantiks, dessen Wellen bis zu zehn Meter hoch werden können. Die exponierte Lage sorgt dafür, dass die Moschee vom Lärm und der Luftverschmutzung der Stadt weitgehend abgeschirmt ist und stets eine frische Meeresbrise durch die Anlage weht.
Architektur und technische Besonderheiten der Hassan-II.-Moschee
Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist ein architektonisches Wunderwerk, das traditionelle marokkanische Baukunst mit modernster Technik verbindet. Der französische Architekt Michel Pinseau entwarf das Gebäude im maurisch-andalusischen Stil und ließ es von der französischen Baufirma Bouygues errichten.
Das Herzstück der Moschee ist die riesige Gebetshalle mit einer Fläche von 20.000 Quadratmetern, in der bis zu 25.000 Gläubige Platz finden. Das Außengelände bietet Raum für weitere 80.000 Personen. Mit einer Länge von 200 Metern und einer Breite von 100 Metern zählt die Moschee zu den größten der Welt. Das Minarett ragt mit 210 Metern in den Himmel und ist damit das höchste religiöse Bauwerk der Erde.
Besonders beeindruckend ist der grüne Laserstrahl, der nachts von der Spitze des Minaretts in Richtung Mekka leuchtet und bis zu 30 Kilometer weit sichtbar ist. Ein weiteres technisches Highlight ist das automatisch verschiebbare Dach der Gebetshalle, das sich bei gutem Wetter öffnen lässt und so Licht und frische Meeresluft hereinlässt. Für angenehme Temperaturen sorgt eine moderne Fußbodenheizung. Ein Teil des Bodens ist verglast und erlaubt einen direkten Blick auf das Meer unterhalb der Moschee.
In der Bauausführung wurde größter Wert auf die Verwendung einheimischer Materialien gelegt: Granit stammt aus Tafraoute, Marmor aus der Umgebung von Agadir, das Zedernholz für die kunstvoll geschnitzten Decken aus dem Mittleren Atlas. Nur wenige Elemente wie die Granitsäulen und die 56 Kronleuchter wurden aus Italien importiert. Die Dekorationen – darunter kunstvolle Mosaike, geschnitzte Holzdecken und vergoldete Ornamente – wurden in traditioneller Handarbeit von marokkanischen Kunsthandwerkern gefertigt.
Übersicht der wichtigsten Dimensionen und Kapazitäten
Merkmal | Wert |
Länge | 200 Meter |
Breite | 100 Meter |
Höhe des Minaretts | 210 Meter (höchstes Minarett der Welt) |
Gebetshalle | 20.000 m², Platz für 25.000 Gläubige |
Außengelände | Platz für 80.000 weitere Personen |
Gesamtkomplex | 9 Hektar |
Die Bedeutung der Hassan-II.-Moschee für Casablanca und Marokko
Die Hassan-II.-Moschee ist ein Symbol für die Verbindung von Tradition und Moderne, für nationale Identität und religiöse Hingabe. Sie steht für das Selbstbewusstsein Marokkos und seinen Platz in der islamischen Welt. Zugleich ist sie ein Ort des Dialogs, der Offenheit und der Begegnung – auch für Besucher anderer Religionen.
Doch der Bau der Moschee war und ist nicht unumstritten. Die Finanzierung durch Steuern und Zwangsabgaben, die schwierigen Arbeitsbedingungen und die hohe Zahl der Arbeitsunfälle während der Bauzeit führten zu anhaltenden gesellschaftlichen Debatten. Viele Marokkaner sahen in der Moschee weniger ein Geschenk des Volkes an den König als vielmehr ein Prestigeprojekt der Monarchie. Die Erhaltung der Moschee in Casablanca ist aufgrund der exponierten Lage am Meer zudem eine ständige Herausforderung, da Wind, Salz und Feuchtigkeit die Bausubstanz angreifen und aufwendige Instandhaltungsmaßnahmen erforderlich machen.
Besichtigung der Hassan-II.-Moschee in Casablanca
Die Moschee Hassan II. in Casablanca ist die einzige Marokkos, die Nicht-Muslimen offensteht. Ein Besuch dieses architektonischen Wunders in Casablanca ist für viele deswegen der Hauptgrund, überhaupt in die Stadt zu kommen.
Man kann das Innere der Moschee im Rahmen von geführten Touren erkunden. Diese Führungen, die etwa eine Stunde dauern, werden auch auf Deutsch angeboten. Die Touren finden täglich (außer freitags) um 9:00, 10:00, 11:00 und 14:00 Uhr statt. Am Freitag, dem wichtigsten Gebetstag, gibt es spezielle Führungen nur um 9:00 und 14:00 Uhr.
Der Eintritt kostet für ausländische Gäste etwa 130–140 DH (ca. 12–13 Euro, Stand 2025). Für Marokkaner ist der Eintritt günstiger. Angemessene Kleidung zu tragen, die Schultern und Knie bedecken, wird vorausgesetzt. Frauen sollten zudem ein Kopftuch bereithalten, das sie während der Besichtigung aufsetzen können.
Die Führung bringt die Gäste direkt in den gigantischen Gebetsraum, dem Herz der Moschee. Ein besonderes Highlight ist dessen automatisch verschiebbares Dach, das sich bei gutem Wetter öffnet und den Raum mit dem Himmel verbindet. Die Tour führt auch in das Untergeschoss. Dort befinden sich die rituellen Reinigungsbereiche mit unzähligen Marmorbrunnen, die die Gläubigen vor dem Gebet nutzen. Einzigartig sind die Wasserkanäle mit Glasböden in der Moschee, durch die man direkt nach unten zu den Brunnen blicken kann.
Der gesamte Moschee-Bereich ist riesig und umfasst 9 Hektar. Den weiten Vorplatz kann man kostenlos betreten. Das Museum und die Bibliothek sind von Dienstag bis Samstag zwischen 10:00 und 18:00 Uhr geöffnet.
Ein geschlossener Aufzug im Minarett bietet zudem eine prachtvolle Aussicht auf Casablanca und den endlosen Atlantik.
Organisierte Touren und Tagesausflüge
Wenn du es besonders bequem magst, gibt es auch Komplettpakete. Viele Anbieter haben eine „Premium Tour“ im Programm, die den Eintritt und die Führung bereits beinhaltet und oft auch einen bequemen Abholservice anbietet.
Für Urlauber in Marrakesch bieten Reiseagenturen auch Tagesausflüge nach Casablanca an. Diese beinhalten neben einer Stadtführung und der Besichtigung der Hassan-II.-Moschee oft auch Besuche der berühmten Kathedrale von Casablanca, des Platzes der Vereinten Nationen sowie des Strandes La Corniche.
Die Fahrtzeit von Marrakesch nach Casablanca beträgt etwa 2 Stunden. Solche Ausflüge kosten ungefähr 30 EUR pro Person und sind eine bequeme Möglichkeit, Casablanca und die Hassan-II.-Moschee zu erkunden.
Fazit
Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca ist ein architektonisches und technisches Meisterwerk, das Tradition und Moderne, Spiritualität und nationale Identität auf beeindruckende Weise vereint. Sie ist ein Ort der Superlative, der Bewunderung und Kritik gleichermaßen hervorruft – und bleibt damit ein faszinierendes Symbol für das Marokko der Gegenwart und Zukunft. Wer Casablanca besucht, sollte dieses einzigartige Bauwerk unbedingt erleben – nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seiner Geschichte, seiner Kunst und seiner Bedeutung für das Land.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Die größte Moschee in Marokko ist die Hassan-II.-Moschee in Casablanca. Sie ist die zweitgrößte Moschee Afrikas und weltweit bekannt für ihr 210 Meter hohes Minarett, das höchste religiöse Bauwerk der Erde.
Die Hassan-II.-Moschee in Casablanca wurde nach siebenjähriger Bauzeit am 30. August 1993 offiziell eingeweiht. Der Grundstein für das beeindruckende Bauwerk wurde bereits am 12. Juli 1986 gelegt.
In die Hassan-II.-Moschee in Casablanca passen insgesamt bis zu 105.000 Personen. Die riesige Gebetshalle bietet Platz für 25.000 Gläubige, während das Außengelände weitere 80.000 Menschen fassen kann.