Die Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen von Marrakesch. Sie ist mit ihrem 77 Meter hohen Minarett von fast jedem Platz aus sichtbar und gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Marrakesch, die man auf keinen Fall versäumen darf.
Du bist nicht in Marrakesch gewesen, wenn du die Koutoubia-Moschee nicht gesehen hast. Verstehe diese Phrase bitte unbedingt wörtlich, denn das Wahrzeichen von Marrakesch kann tatsächlich von fast allen Orten der Stadt aus gesehen werden. Und nicht nur dort, denn bei gutem Wetter kannst du ihr Minarett auch noch in 25 Kilometern Entfernung gut erkennen.
Die Koutoubia-Moschee ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Marrakesch
In Marrakesch wird der imposante Monumentalbau früher oder später unweigerlich in dein Blickfeld geraten. Solltest du dich einmal verlaufen, kannst du dich daher eigentlich immer am Minarett der Koutoubia-Moschee orientieren.
Inhalt
Ein schweres Erbe und ein folgenschwerer Planungsfehler
Die Koutoubia-Moschee (auch Kutubiya oder Kutubiyya) wurde Mitte des 12. Jahrhunderts auf dem Fundament des Palasts Ksar el Hajar gebaut. Dieser wurde einst von den Almoraviden unter Ali Ben Youssef errichtet. Doch die nachfolgende Herrscherdynastie der Almohaden, die Marrakesch 1147 eroberten, ließ den Palast wie so viele Prunkbauten in Marrakesch abreißen.
Alsbald begann unter Abd al-Mu’min der Bau der Moschee. Doch diese wurde kurz nach ihrer Eröffnung wegen ihrer vermeintlich fehlerhaften Ausrichtung durch einen neuen Bau ersetzt. Die Pfeiler- und Wandfundamente des ersten Baus wurden bei Ausgrabungsarbeiten durch französische Archäologen freigelegt und teilweise rekonstruiert. Sie sind an der Nordseite der jetzigen Moschee sichtbar.
Die heutige Koutoubia-Moschee wurde 1158 unter der Ägide von Yacoub El Mansour fertiggestellt und eingeweiht. Das Minarett existierte damals noch nicht. Die Arbeiten daran wurden erst 40 Jahre später abgeschlossen, im Jahr 1199.
Konzept, Architektur und Aufbau der Koutoubia-Moschee
Der Bau der Koutoubia wurde maßgeblich von der hypostylen Bauweise der Großen Moschee in Kairouan in Tunesien inspiriert. Dieses 670 errichtete Gebäude galt lange Zeit als architektonische Referenz in der islamischen Welt. Charakteristisch für diesen Stil sind die von vielen Säulen getragene Decken in großen Räumen, die auch Stützhallenmoscheen genannt werden. Das Hypostyl steht dabei quer zur Längsachse des Moschee und besteht aus einem erhöhten Mittelschiff und zwei etwas niedrigeren Seitenschiffen.
Die Koutoubia-Moschee wurde aus Stampflehm und grob gehauenen Sandsteinen gefertigt. Sie bietet auf einer Grundfläche von 90×60 Metern bis zu 25.000 Gläubigen Platz. Den Gebetsraum bildet hier eine Pfeilerhalle mit 17 parallelen Längsschiffen und sieben Querschiffen. Allein das große Mittelschiff zählt sieben Kuppeln.
Die Koutoubia-Moschee folgt der hypostylen Bauweise der Großen Moschee in Kairouan (Tunesien)
Auf dem Pferderücken das Minarett hinauf
Das Minarett der Koutoubia-Moschee ist insgesamt 77 Meter hoch. Es besteht aus sechs Stockwerken, die im Turminneren über schräg verlaufende Rampen miteinander verbunden sind. Diese sind so großzügig dimensioniert, dass man den Weg zur Terrasse des Minaretts auf einem Pferd hinaufreiten konnte. Richtig gelesen: Die Koutoubia ist so so gebaut, dass man sich im Turm mit einem Pferd bewegen kann. Wir können also ruhigen Gewissens von einem frühzeitlichen Fahrstuhl sprechen.
Den oberen Abschluss des insgesamt 77 Meter hohen Turms bildet ein etwa 2 m hohes Band aus grünen Mosaiken. Darauf befindet sich ein weiterer Aufsatz mit kleinerer Grundfläche, die sogenannte Laterne. Sie hat an jeder Seite zwei mit Blendbögen verzierte Fenster, über denen sich gut erkennbare Rautenmuster bin zu einem weiteren Mosaikband erstrecken. Den Abschluss der Laterne bildet eine Rippenkuppel.
Die Spitze des Minaretts bildet der sogenannte Jamur. Er setzt sich aus einer galgenförmigen Halterung und einem vergoldeten Kugelstab mit drei Kugeln zusammen. An der Halterung wurde früher vor dem Freitagsgebet sowie an religiösen Feiertagen die grüne Fahne des Propheten gehisst. Vergleichbare Kugeln wurden bereits für das im 10. Jahrhundert errichtete Minarett der großen Moschee von Cordoba nachgewiesen. Sie finden sich aber auf beinahe allen bedeutsamen Moscheen der islamischen Welt. Häufig treten sie zusammen mit einer liegenden Mondsichel als obersten Abschluss auf.
Kunsthistorische Bedeutung und Symbolik der Koutoubia-Moschee
Die drei Kugeln, die alle aus dem Schmuck von Yacoub el Mansours Ehefrau hergestellt worden sein sollen, tragen verschiedener Bedeutungen. Einerseits symbolisieren sie die drei wichtigsten arabischen Moscheen. Das sind die Al-Haram-Moschee in Mekka, die Prophetenmoschee in Medina sowie die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem. Andererseits stehen die drei Kugeln für die drei Elemente des Lebens: Wasser, Luft und Feuer.
Die bis in die 1960er Jahre verwendete Gebetskanzel (Minbar) muss im Zusammenhang mit der Kouotubia ebenfalls erwähnt werden. Sie wurde im 12. Jahrhundert im spanischen Cordoba angefertigt. Die Minbar wurde inzwischen aufwendig restauriert. Sie kann heute im Palast el Badi besichtigt werden, wo sie seit ihrer Restaurierung ausgestellt wird.
Die Minbar aus der Koutoubia kann man heute im El-Badi-Palast besichtigen (Foto: Discover Islamic Art)
Die monumentale Erscheinung der almohadischen Koutoubia-Moschee hatte einen großen Einfluss auf die Architektur späterer Generationen. Das Minarett der Koutoubia-Moschee avancierte in kürzester Zeit zum architektonischen Vorbild für die meisten Minarette im Maghreb. Zu den von der Koutoubia-Moschee inspirierten Bauwerken zählen weiterhin der Hassan-Turm in Rabat sowie die Giralda in Sevilla.
Ihren Namen soll die 1997 renovierte Koutoubia-Moschee übrigens vom Buchhänder-Souk Kutub geerbt haben. Dieser Souk befand sich einst in der Nähe des Gotteshauses.
Dürfen Nichtmuslime Moscheen in Marokko betreten?
In Marokko dürfen Nichtmuslime keine Moscheen betreten. Einzige Ausnahme bildet die nach dem früheren König Hassan II. benannte Moschee in Casablanca, eines der größten Gotteshäuser weltweit.
Dieses Verbot ist keine moslemische Erfindung, sondern wurde von den französischen Kolonialherren im 20.Jahrhundert erlassen. Der Koran kennt eine solche Regelung nur für die heilige Moschee in Mekka, die laut Sure 9 nicht von Ungläubigen betreten werden darf. Wo dieses Verbot auch auf andere Moscheen übertragen wird, gelten die Anhänger der übrigen monotheistischen Religionen wie Christen oder Juden in der Regel nicht als Ungläubige. Auch das ist in Sure 9 festgehalten.
Die Koutoubia-Moschee ist von fast allen Orten in Marrakesch sichtbar und stets eine gute Orientierungshilfe (Foto: Jimmy JAEH, Unsplash)
Es war Hubert Lyautey, der Nichtmuslimen den Besuch marokkanischer Moscheen per Gesetz untersagte. Der Franzose wurde 1912 zum Generalresidenten in Marokko berufen. Er verfolgte eine Politik der Segregation und bemühte sich um eine strikte räumliche und kulturelle Trennung von marokkanischen Einheimischen und französischen Kolonialisten. Lyautey beauftragte auch den Bau der Neustädte (Ville Nouvelle) in Marokko. Diese waren als Wohn- und Geschäftsviertel für die Europäer konzipiert und sollten der ethnischen Trennung dienen.
Standort
Die Koutoubia-Moschee befindet sich am Rand der Medina am Beginn der Avenue Mohammed V. Du erreichst sie am einfachsten zu Fuß vom Djemaa el Fna aus. Sie liegt nur etwa 250 Meter vom großen Platz entfernt. Verlasse den Djemaa el Fna einfach über die Straße im Südwesten, in der die Pferdekutschen warten, und du kommst direkt auf sie zu.
Blick vom Park Lalla Hasna auf die Koutoubia-Moschee
Stehst du schließlich vor der Moschee, solltest die Gelegenheit nutzen und den monumentalen Bau umrunden. Das hilft ungemein dabei, einen Eindruck von der gigantischen Größe der Koutoubia zu gewinnen. Hinter der Moschee befindet sich der perfekt auf die Sichtachse abgestimmte Park Lalla Hasna. Mehrere Sitzbänke bieten sich darin für eine kleine Pause an. Zudem kannst du von dort aus in Ruhe fotografieren. Für Panorama-Fotografien mit der Koutoubia-Moschee eignen sich ansonsten fast alle hohen Dachterrassen innerhalb der Medina.
(Fotos: Riad Marrakesch)
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