Bei einem Aufenthalt in Marrakesch gehört die Besichtigung der Medersa Ben Youssef zum Pflichtprogramm. Die im 14. Jahrhundert gegründete Koranschule zählt zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt — vielleicht sogar des Landes — und bietet mit ihren filigranen Stuck- und Mosaikarbeiten einen Einblick in die meisterhafte islamische Baukunst.
Die Koranschule wurde vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts vom marokkanischen Monarchen Abou el Hassan gegründet, doch erst unter der Herrschaft der Saadier, die das Gebäude 1570 prachtvoll ausbauten, blühte die Medersa zur größten islamischen Hochschule des Maghreb auf. Bis zu 900 Koranschüler sollen hier früher gelebt haben, um an der Koranschule Rechtswissenschaften und Theologie zu studieren. Das Königshaus unterstützte die Koranschüler mit Lebensmitteln und Unterkunft — kochen mussten die Studenten jedoch selbst.
Der Innenhof der Medersa Ben Youssef verbreitet eine ganz besondere Atmosphäre (Foto: Riads Marrakesch)
Die Medersa Ben Youssef wurde 1960 in ein Museum verwandelt und gehört seit ihrer aufwendigen Restaurierung 1999 zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in Marrakesch. Schon das Bronzetor, durch das man die Koranschule betritt und das mit filigranen Schnitzereien aus Zedernholz und Mosaiken verziert wurde, ist ein anmutiges Meisterwerk seiner Zeit.
Durch einen Durchgang gelangt man in den großen Innenhof, dessen Patio aus Marmor besteht und in dessen Mitte sich ein aufwendig verziertes Wasserbecken befindet. Der gesamte Innenhof ist von wundervollen Mosaiken eingefasst, die Wände und Säulen schmücken herausragende Schnitz- und Stuckarbeiten. Einen traumhaften Blick auf dieses Meisterwerk orientalischer Baukunst hat man aus der zweiten Etage. Hier befinden sich die Kammern der Koranschüler, die um die kleinen Innenhöfe und den großen Patio herum angeordnet sind.
Neben dem Patio befindet sich ein Betsaal, dessen räumliche Aufteilung durch drei Marmorsäulen bestimmt wird. Blickt man nach oben, kann man die beeindruckende Kuppel des Betsaals vor Augen — ein kunstvolles Werk aus Zedernholz, in das 24 kleine Fenstern aus buntem Mosaikglas eingearbeitet wurden.
Fazit
Wer Marrakesch nicht nur als kurzen Zwischenstopp nutzt, sondern sich auf Entdeckungstour durch die Rote Stadt begibt, kommt an einem Besuch der Medersa Ben Youssef nicht vorbei. Inmitten dem turbulenten Treiben der Suqs kann man hier eine kurze Ruhepause einlegen und die filigrane Baukunst der Saadier auf sich wirken lassen. Leider ist man selten allein mit dieser Idee und in der Medersa ist es alles andere als einsam und verlassen. Wer sich die Koranschule also in halbwegs ungestörter Atmosphäre ansehen will, sollte deswegen versuchen, möglichst frühzeitig dort zu sein, um so den zahlreichen Touristengruppen zu entgehen.
Infos
Die Medersa Ben Youssef befindet sich in der nördlichen Medina und ist vom Djemaa el Fna in etwa zehn Minuten zu Fuß zu erreichen, zum Beispiel auf dem etwa einen Kilometer langen Weg durch die Souks Stailia, Harazzine al Bali und al Qassasine — wer aufmerksam ist, entdeckt dort auch eine Beschilderung, die den Weg zur Koranschule weist.
Standort: Google Maps
Koordinaten: 31.632040° N, 7.986444° W
Öffnungszeiten:
Die Koranschule ist täglich geöffnet
- vom 1. April bis zum 30. September: 9 Uhr – 19 Uhr
- vom 1. Oktober bis zum 31. März: 9 Uhr – 18 Uhr
Eintritt:
- Medersa Ben Youssef: 40 DH
- Kombi-Ticket (Koubba, Medersa, Museum von Marrakesch): 60 DH
(Fotos: Riad Marrakesch)
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