In Marokko gibt es mehrere bedeutende Feiertage, die tief in der religiösen Tradition des Landes verwurzelt sind. Besonders hervorzuheben sind das Opferfest, das Fest des Fastenbrechens, und der islamische Neujahrstag. Diese Feiertage ermöglichen einzigartige Einblicke in die Kultur und Spiritualität des Landes. Hier findest du detaillierte Informationen zu diesen und anderen Feiertagen in Marokko sowie deren Bedeutung und Feierlichkeiten.
Bei der Reiseplanung nach Marokko lohnt es sich, die nationalen Feiertage im Blick zu behalten. Diese prägen nicht nur das Leben der Einheimischen, sondern können auch deine Reise beeinflussen. Ähnlich wie in Deutschland zur Weihnachtszeit besuchen viele Marokkaner an bestimmten Feiertagen ihre Familien, was zu erhöhtem Verkehrsaufkommen führt. Besonders Busverbindungen von CTM oder Supratours sind dann häufig Tage im Voraus ausgebucht. Wenn du also in dieser Zeit eine Fernbusreise planst, empfiehlt es sich, Tickets frühzeitig zu sichern.
Auch das öffentliche Leben verändert sich spürbar. Während des Opferfestes und im Ramadan bleiben viele Geschäfte, Restaurants und Behörden geschlossen oder haben eingeschränkte Öffnungszeiten. In touristischen Regionen fällt dies oft weniger auf, aber abseits der bekannten Städte kann es den Tagesablauf erheblich beeinflussen.
Sich im Voraus über die Feiertage zu informieren und den Reiseplan entsprechend anzupassen, hilft, unerwartete Überraschungen zu vermeiden und lokale Traditionen zu erleben. Feiertage sind nicht nur Ausdruck kultureller Identität, sondern bieten auch spannende Einblicke in das religiöse und gesellschaftliche Leben Marokkos. Wenn du diese Punkte berücksichtigst, kannst du deine Reise entspannter und bewusster gestalten.
Inhalt
Der islamische Kalender
Der islamische Kalender wurde im frühen 7. Jahrhundert eingeführt und richtet sich nach den Phasen des Mondes. Das „Jahr” ist dementsprechend etwa 10 bis 12 Tage kürzer als im gregorianischen Kalender. Die Monate im islamischen Kalender zählen jeweils nur 29 bis 30 Tage.
Der islamische Kalender wird heute vorwiegend zur Bestimmung religiöser Feiertage verwendet, deren Datum sich aufgrund der Verschiebung jedes Jahr um ein bis zwei Tage ändern kann.
Ein weiterer Unterschied ist, dass der islamische Tag gemäß der alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte bereits bei Sonnenuntergang anfängt. Das bedeutet, dass die meisten muslimischen Feiertage genau genommen schon am Vorabend des eigentlichen Datums beginnen.
Die meisten Feiertage in Marokko haben ihren Ursprung in der islamischen Tradition und sind für die muslimische Bevölkerung von großer Bedeutung. Der Islam ist in Marokko Staatsreligion und über 99 % der Bevölkerung sind Muslime.
Feiertage in Marokko lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: religiös und säkular. Während die religiösen Feste eng mit den islamischen Traditionen verbunden sind, spiegeln die säkularen Feiertage nationale oder historische Ereignisse wider.
Religiöse Feiertage in Marokko
Religiöse Feste werden traditionell meist in der Familie oder einer größeren Gemeinschaft gefeiert. Sie richten sich nach dem islamischen Mondkalender, weshalb sich ihr Datum jedes Jahr leicht verschiebt.
Zu den bedeutenden religiösen Feiertagen zählen das Zuckerfest (Eid al-Fitr) am Ende des Fastenmonats Ramadan und das Opferfest (Eid al-Adha).
Der Geburtstag des Propheten Mohammed wird in Marokko am zwölften Tag des Rabīʿal-awwal gefeiert, dem dritten Monat des islamischen Kalenders. Dieses Fest ähnelt den Feierlichkeiten des christlichen Weihnachten in Westeuropa.
Das islamische Neujahr wird am ersten Tag des islamischen Monats Muharram begangen, aber nicht von allen Muslimen in Marokko gefeiert.
Wichtige religiöse Feiertage
- Ende des islamischen Fastenmonats (Eid al Fitr)
- Islamisches Opferfest / Hammelfest (Eid al Adha)
- Muharram
- Geburtstag des Propheten (Eid al Mawlid)
- Ende des Ramadan
Säkulare Feiertage in Marokko
Neben den religiös motivierten Festen gibt es zahlreiche gesellschaftliche Festlichkeiten, die von der gesamten marokkanischen Bevölkerung zelebriert werden.
Hierzu zählt vor allem das Thronfest Aid al-Arasch am 30. Juli. An diesem Tag wird das Königshaus, insbesondere der König, mit bunten Paraden und Folklore-Darstellungen geehrt.
Ein weiterer bedeutender säkularer Feiertag in Marokko ist der Geburtstag des Staatsoberhauptes Mohammed VI. am 21. August sowie der Unabhängigkeitstag. Am 18. November wird mit Aid al-Istiqlal die Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien begangen.
Daneben gibt es noch den Tag der Jugend Aid al-Schabab am 21. August sowie den Tag der Arbeit, Aid asch-Schughl. Darüber hinaus gibt es auch regional unterschiedliche Feierlichkeiten, wie das Mandelblütenfest im Anti-Atlas oder den Hochzeitsmarkt von Imilchil.
Wichtige säkulare Feiertage
- 1. Januar: Neujahr
- 11. Januar: Unabhängigkeitsmanifest
- 14. Januar: Neujahrstag Amazigh
- 1. Mai: Tag der Arbeit
- 30. Juli: Thronbesteigung, Staatsfeiertag
- 14. August: Integration der Westsahara-Region
- 20. August: Revolutionstag des Königs und des Volkes
- 21. August: König Mohammeds Geburtstag und Tag der Jugend
- 6. November: Jahrestag des Grünen Marsches (Marche Verte)
- 18. November: Unabhängigkeitstag
Ausgewählte Feiertage in Marokko
Ende des islamischen Fastenmonats (Eid al Fitr)
Das Fest des Fastenbrechens, auch Zuckerfest genannt, markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan und ist eines der wichtigsten Feste im Islam. Schon in den letzten Tagen des Ramadan bereiten viele Muslime Süßspeisen und traditionelle Gerichte vor. Der Morgen des ersten Festtages beginnt mit einem besonderen Gebet in der Gemeinschaft, gefolgt von einer Predigt. Vor dem Gebet wird die Almosengabe, Zakāt al-fitr, entrichtet, um Bedürftige zu unterstützen und allen ein freudiges Fest zu ermöglichen. Anschließend versammelt sich die Familie, um gemeinsam das Fasten mit süßen Speisen zu brechen.
Eid al-Fitr ist eine Zeit der Freude, Versöhnung und Großzügigkeit: Es werden Geschenke ausgetauscht, Verwandte und Freunde besucht und oft auch öffentliche Feste gefeiert. Das Zuckerfest dauert traditionell drei Tage und bringt Menschen zusammen, um Dankbarkeit und Zusammenhalt zu feiern.
Islamisches Opferfest / Hammelfest (Eid Al Adha)
Das islamische Opferfest, auch bekannt als Eid Al Adha oder Hammelfest, ist das wichtigste religiöse Fest im Islam. Es findet jährlich am zehnten Tag des Monats Dou Al Hijja statt und markiert den Höhepunkt der Haddsch, der Pilgerfahrt nach Mekka. Die Feierlichkeiten dauern insgesamt vier Tage. Es erinnert an die Bereitschaft des Propheten Ibrahim (Abraham), seinen Sohn Ismael Allah zu opfern, sowie an die darauffolgende göttliche Intervention. Das Opferschaf symbolisiert sowohl Treue und Glauben an Gott, als auch Nächstenliebe. Traditionell wird das Fleisch des Tieres mit jenen geteilt, die selbst nicht genug zu essen haben.
Am Morgen des ersten Festtages versammeln sich die Gläubigen in der Moschee zum Festgebet, bei dem auch die Abschiedspredigt des Propheten Mohammed verlesen wird. Anschließend erfolgt die rituelle Schlachtung eines Opfertieres, meist eines Schafes, einer Ziege oder eines Rindes. Das Fleisch wird in drei Teile aufgeteilt: Ein Teil geht an die Familie, ein weiterer wird an Verwandte und Freunde gegeben. Der dritte Teil kommt Bedürftigen zugute. Dieser Brauch unterstreicht die Werte der Solidarität und Wohltätigkeit innerhalb der Gemeinschaft, ist allerdings keine Pflicht für Muslime.
Eid Al Adha ist eine Zeit der Freude und des Beisammenseins mit Familie und Freunden. Man besucht sich, tauscht Geschenke aus und trägt festliche Kleidung. In vielen muslimischen Gemeinschaften gibt es öffentliche Versammlungen und Märkte, auf denen spezielle Mahlzeiten zubereitet und angeboten werden. Kinder freuen sich über Süßigkeiten, und in größeren Städten finden oft Jahrmärkte statt. Gleichzeitig kommt das Leben in den Städten Marokkos während des Opferfestes für ein bis drei Tage nahezu zum Stillstand.
Neben den Feierlichkeiten ist das Opferfest auch eine Zeit der Besinnung und des Gedenkens. Viele Muslime besuchen die Gräber ihrer Angehörigen und beten für sie. Das Fest betont Werte wie Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Versöhnung und erinnert die Gläubigen an die Bedeutung von Gottvertrauen und Opferbereitschaft im Islam.
Kein gesetzlicher Feiertag
Obwohl das Opferfest kein gesetzlicher Feiertag ist, können muslimische Eltern ihre Kinder für diesen Tag von der Schule befreien lassen. Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, einen freien Tag zu beantragen. Übliche Grüße zum Fest sind „Eid Mubarak“ (Gesegnetes Fest) oder „Taqabbal Allahu minna wa minkum“ (Möge Allah unsere Taten annehmen).
Wie viele andere religiöse Feiertage richtet sich auch das Opferfest nach den Mondphasen und verschiebt sich gegenüber dem gregorianischen Kalender.
Muharram und Ashura
Muharram ist der erste Monat des islamischen Kalenders. Während der ersten Woche von Muharram sind die marokkanischen Souks (Märkte) bunt dekoriert und mit handgefertigten Musikinstrumenten geschmückt. Traditionelle Lieder und Tänze sind ein wichtiger Teil der Feierlichkeiten.
Der zehnte Tag von Muharram, Ashura, ist ein besonderer Feiertag, an dem die meisten Schulen und Geschäfte geschlossen sind. Auch wenn Ashura heute zuvorderst als schiitischer Gedenktag für den Tod von Husayn ibn Ali bekannt ist, wird das Fest auch unter Sunniten gefeiert. Sie erinnern damit an die Geschichte der Arche Noah sowie an die Flucht der Israeliten aus Ägypten durch das geteilte Rote Meer. Viele Muslime fasten an Ashura, da Moses dies aus Dankbarkeit für die Rettung der Israeliten ebenfalls getan haben soll.
Früher feierten auch die jüdischen Marokkaner Ashura gemeinsam mit den Muslimen als einen Tag der Besinnung und Buße. Heute wird Ashura vor allem im Kreis der Familie verbracht, und die Nachbarn werden eingeladen.
Ein bekanntes Gebäck zu Ashura sind Fekkas, die mit anderen Leckereien wie Krishlat und getrockneten Früchten serviert werden. Die Tradition, Fekkas zu backen und zu teilen, hat sowohl religiöse als auch kulturelle Bedeutung und fördert das Gemeinschaftsgefühl.
Thronbesteigung (Staatsfeiertag)
Der Tag der Thronbesteigung (Fête du Trône) am 30. Juli ist einer der wichtigsten Staatsfeiertage in Marokko. Er symbolisiert die enge Verbundenheit zwischen dem marokkanischen Volk und der Monarchie. An diesem Tag wird der Amtsantritt des aktuellen Königs gefeiert, der eine zentrale Rolle im politischen und kulturellen Leben des Landes spielt.
Touristen sollten damit rechnen, dass der öffentliche Verkehr an diesem Tag eingeschränkt sein kann. Die Feierlichkeiten umfassen oft Paraden, kulturelle Veranstaltungen und offizielle Ansprachen. Viele Geschäfte, Behörden und öffentliche Einrichtungen bleiben geschlossen.
Tag der Jugend und Geburtstag von König Mohammed VI.
Am 21. August ist der Tag der Jugend, Aid al-Schabab. Dann würdigt man in Marokko den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag der jungen Generation.
Am gleichen Datum feiert man den Geburtstag des Monarchen Mohammed VI. (*1963), der zu diesem Anlass traditionell auch Begnadigungen ausspricht. Allerdings finden auf Wunsch des Königs seit 2018 keine öffentlichen Feierlichkeiten mehr statt.
Geburtstag des Propheten (Eid al Mawlid)
Der Geburtstag des Propheten ist ein beweglicher Feiertag und hat in Marokko große Bedeutung. Jedes Jahr wird das genaue Datum astronomisch neu berechnet. Als höchste religiöse Instanz nimmt König Mohammed VI. persönlich an den Feierlichkeiten teil.
Tag der Unabhängigkeit Marokkos
Der marokkanische Unabhängigkeitstag am 18. November ist einer der bedeutendsten nationalen Feiertage des Landes. Er erinnert an die Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1956 und an die Rückkehr von König Mohammed V. aus dem Exil.
In Rabat und anderen Städten finden Umzüge, Militärparaden und Musikaufführungen statt. Gebäude und Straßen sind festlich mit Flaggen und vielen Lichtern geschmückt. Die marokkanische Kultur wird mit Musik, Tänzen und Kunstausstellungen gewürdigt, während Vorträge und andere Bildungsprogramme an die Befreiungsbewegung erinnern.
Viele Marokkaner verbringen den Unabhängigkeitstag mit der Familie und Freunden.
Wie an den meisten anderen Feiertagen sollten Touristen beachten, dass viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen an diesem Tag geschlossen sind.
Fazit
Das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Marokko ist tief in den über 1.200 Jahre alten Traditionen des Islam verwurzelt. Neben gesetzlichen Feiertagen gibt es zahlreiche bewegliche Feste, die sich nach dem Mondkalender richten und teils regional gefeiert werden.
Reisende, die die Vielfalt der marokkanischen Traditionen erleben möchten, haben das ganze Jahr über die Gelegenheit, an Festivitäten teilzunehmen. Ein Blick auf beide Kalender – den gregorianischen und den islamischen – hilft, die Reise besser zu planen und unerwartete Überraschungen zu vermeiden.