Marokkanisches Essen: Ein Blick in die Küche des Königreiches

Marokkos Küche verbindet alte Traditionen, regionale Produkte und einen langen Austausch entlang der Handelsrouten zwischen Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Ihr Fundament bilden Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und Gewürze, ergänzt durch Fisch aus dem Atlantik, Fleisch aus dem Bergland und Obst aus fruchtbaren Tälern. Auf dieser Seite erfährst du mehr über marokkanisches Essen und typische Gerichte der marokkanischen Küche.

Die marokkanische Küche lässt sich am besten als aromatische, gesellige Alltagsküche mit vielen Schmorgerichten, Suppen, Salaten und Fladenbrot beschreiben, in der Süßes und Herzhaftes häufig kombiniert werden.

Mahlzeiten sind stark gemeinschaftlich geprägt und ein wichtiges soziales Ritual. Gerade an Wochenenden, Feiertagen und bei Familientreffen werden aufwendige Gerichte in mehreren Gängen serviert. Man sitzt meist um einen niedrigen Tisch und isst von gemeinsamen Platten oder von einer Tajine in der Mitte. Statt Besteck verwendet man häufig Fladenbrot und nimmt mit der rechten Hand Stücke aus der eigenen „Zone“.

Auch während des Ramadan hat das Essen eine zusätzliche religiöse und soziale Bedeutung: Zum Fastenbrechen nach Sonnenuntergang wird traditionell fast überall Harira (Suppe), Datteln, Süßgebäck und Tee serviert.

Hauptzutaten der marokkanischen Küche

Die Grundlage bilden die Berbertraditionen in der Vorratshaltung und beim Brotbacken. Diese wurden durch arabische und andalusische Einflüsse in den Rezepturen und Backwaren sowie durch die süß-salzigen Kombinationen jüdischer Gemeinschaften erweitert. Im sozialen Miteinander ist die Gastfreundschaft zentral, wobei das Teetrinken zu den wichtigsten Rituale gehört.

Die Küche zeichnet sich durch die intensive Nutzung einer umfangreichen Produktpalette aus. Huhn, Lamm und Fisch (an der Küste) dominieren die tierischen Produkte, während Rindfleisch eine geringere Rolle spielt. Im Alltag sind Gemüse und Hülsenfrüchte wie Kichererbsen und Linsen sehr präsent und bilden oft die Basis für Suppen und Eintöpfen.

Geschmacklich hebt sich marokkanisches Essen durch seine komplexen Gewürze ab. Charakteristisch sind Mischungen wie Ras el Hanout sowie Kreuzkümmel, Paprika, Ingwer und Safran, ergänzt um frische Kräuter wie Minze, Petersilie und Koriander. Eine weitere Besonderheit ist die Kombination aus süßen und herzhaften Aromen, bei der Trockenfrüchte wie Datteln und Rosinen mit Fleisch, Mandeln und Gemüse kombiniert werden. Für geschmackliche Tiefe sorgen weiterhin eingelegte Zitronen, scharfe Harissa und fermentierte Butter (Smen). Fladenbrot dient als zentrales Grundnahrungsmittel.

Typisch marokkanisches Essen

Die marokkanischen Hauptspeisen

Tajine (inkl. Varianten)

Die Tajine ist das wohl bekannteste Gericht Marokkos. Dabei handelt es sich jedoch weniger um ein einzelnes Rezept als vielmehr um eine Kochtechnik, die dem Gericht seinen Namen verleiht. Dabei handelt es sich weniger um ein einzelnes Rezept als vielmehr um eine Kochtechnik, die dem Gericht seinen Namen verleiht: Zutaten werden über längere Zeit bei niedriger Hitze in einem charakteristischen, spitz zulaufenden Tontopf geschmort. Durch den Dampf, der im Deckel kondensiert und zurücktropft, werden Fleisch, Gemüse und Gewürze besonders zart und bleiben saftig.

In Marokko verwendet man unterschiedlich große Tajines, um entweder eine Einzelperson sattzumachen oder sich mit mehreren Personen ein Gericht zu teilen.

Definitiv ist Tajine ist eines der zentralen Alltagsgerichte Marokkos und bietet eine unerschöpfliche Vielfalt an Geschmacksrichtungen, zum Beispiel:

  • Zitronen-Oliven-Tajine: Eine sehr beliebte und weit verbreitete Variante, meist mit Huhn oder Lamm. Charakteristisch ist die salzig-säuerliche Sauce, die durch die Zugabe eingelegter Zitronen und grüner Oliven entsteht.
  • Rindertajine mit Trockenpflaumen: Diese opulente Variante zeigt die typische süß-herzhafte Seite der marokkanischen Küche. Zart geschmortes Rindfleisch wird mit süßen Backpflaumen, Mandeln und Gewürzen wie Zimt kombiniert.
  • Tajine mit Kefta und Tomaten: Diese rustikale Variante wird in einer kräftigen Tomatensauce mit würzigen Hackbällchen (Kefta) aus Rind oder Lamm zubereitet. Oft wird sie am Ende mit aufgeschlagenen Eiern garniert, die in der Sauce stocken.

Couscous 

Couscous gilt neben Tajine als Nationalgericht, wird traditionell jedoch eher zu besonderen Gelegenheiten und freitags in der Familie serviert, nicht als tägliche Mahlzeit. Der Hartweizengrieß wird klassisch mehrfach über Dampf gegart, zwischendurch aufgelockert und mit Butter oder Öl vermischt, wodurch er besonders locker und aromatisch wird.​

Die bekannteste Variante für Reisende ist Couscous mit sieben Gemüsesorten: Auf einem Berg Couscous stapeln sich Karotten, Kürbis, Zucchini, Kohl, Kichererbsen, Kartoffeln und je nach Saison weitere Gemüsesorten, übergossen mit einer würzigen Brühe. Dazu kommt häufig Lamm oder Huhn. Vegetarische Versionen sind ebenfalls verbreitet. Brühe und Gemüse werden in manchen Restaurants separat gereicht, sodass sich jede Person die gewünschte Menge davon selbst nimmt.​

Rfissa

Rfissa ist ein traditionelles Familienfestessen. Statt klassischem Couscous werden zerrissene Pfannkuchen (Msemen) oder Fladenbrote mit einer kräftigen Sauce aus Huhn, Linsen, Zwiebeln und intensiv gewürzter Brühe übergossen. Bockshornklee prägt den Geschmack dieses Gerichts und verleiht ihm ein erdig-würziges Aroma. Rfissa ist wie eine Mischung aus Eintopf, Auflauf und Comfort Food – schwer, deftig und sehr sättigend.​

Brochettes

Brochettes sind gegrillte Fleischspieße und gehören zum absoluten Standard-Streetfood in Marokko. Kleine, marinierte Stücke von Lamm, Rind oder Huhn werden auf Spieße gesteckt und über Holzkohle gegrillt, wodurch ein rauchig-würziger Geschmack entsteht. Serviert werden Brochettes meist mit Fladenbrot, einfachem Salat oder Pommes. Oft findest du sie an Grillständen auf Märkten, an Straßenecken und in einfachen Lokalen, häufig zu sehr moderaten Preisen.​

B’stilla / Pastilla

B’stilla (oder Pastilla) ist ein aufwändiges Festgericht, das herzhafte und süße Elemente vereint. Zwischen hauchdünnen Teigschichten, die Filoteig ähneln, liegt fein zerpflücktes Geflügel – traditionell Taube, häufig aber Huhn –, Mandeln, Zwiebeln und eine aromatische Gewürzmischung. Obenauf kommen Zucker und Zimt, sodass B’stilla wie eine Mischung aus Fleischpastete und Dessert wirkt. Sie eröffnet oft festliche Menüs und gilt als Prestige-Gericht bei Hochzeiten und besonderen Einladungen.

Mechoui

Mechoui bezeichnet langsam gegartes Lamm, das im Ofen oder in traditionellen Erdöfen so lange gegart wird, bis das Fleisch extrem zart ist. Häufig wird ein ganzes Lamm zubereitet, das außen knusprig und innen saftig bleibt, oft nur mit Salz und Kreuzkümmel gewürzt. Mechoui ist eng mit größeren Familienfeiern, Festen und ländlichen Regionen verbunden, kann aber auch in einigen Restaurants auf Vorbestellung oder in touristischen Menüs probiert werden.​

Tangia Marrakchia

Tangia Marrakchia ist eine Spezialität aus Marrakesch und Umgebung und wird im Unterschied zur Tajine traditionell von Männern für Ausflüge oder besondere Anlässe zubereitet. Rind- oder Lammfleisch wird mit Knoblauch, Gewürzen, manchmal eingelegten Zitronen und fermentierter Butter (Smen) in einen bauchigen Tontopf gefüllt. Er gart stundenlang in der Resthitze öffentlicher Backöfen, wodurch ein buttrig-weiches, intensiv aromatisches Fleischgericht entsteht, das meist direkt aus dem Topf mit Fladenbrot gegessen wird.​

Medfouna

Medfouna, oft als „Berber-Pizza“ oder „Wüstenpizza“ bezeichnet, ist ein rustikales, gefülltes Fladenbrot aus dem Südosten Marokkos, insbesondere aus der Gegend um Rissani. Zwischen zwei Teigschichten kommt eine würzige Füllung aus Hackfleisch oder kleingeschnittenem Fleisch, Zwiebeln, Kräutern und Gewürzen, manchmal mit Gemüse ergänzt. Das Ganze wird im Ofen oder auf heißer Platte gebacken, bis der Teig außen knusprig und innen weich ist. Serviert wird Medfouna in Stücken, häufig zusammen mit Minztee, vor allem an Orten zwischen Erfoud und Merzouga.​

Fisch und Meeresfrüchte

Entlang der Atlantik- und Mittelmeerküste spielen Fisch und Meeresfrüchte eine große Rolle im Alltag. Sardinen-Kefta sind ein typisches Beispiel dafür. Fein gehackte Sardinen werden mit Kräutern, Zwiebeln und Gewürzen zu Bällchen oder Fladen geformt und anschließend gegrillt oder gebraten, oft in Chermoula mariniert. Du findest sie in Strandbuden, einfachen Lokalen und auf Märkten – meist serviert mit Fladenbrot, Salat und Zitronenspalten, als regionales und günstiges marokkanisches Essen.​

Vorspeisen, Suppen und Beilagen

Oliven

Oliven begleiten viele Mahlzeiten in Marokko von Anfang an. Oft stehen bereits vor dem eigentlichen Essen kleine Schälchen mit eingelegten grünen oder schwarzen Oliven auf dem Tisch. In Kombination mit Fladenbrot, Olivenöl und manchmal etwas Harissa bilden sie eine unkomplizierte Vorspeise.

Fladenbrot (Khobz)

Khobz, das runde, eher dicke Fladenbrot, ist das wichtigste Grundnahrungsmittel und ersetzt vielerorts das Besteck. Es wird zu praktisch jeder Mahlzeit gereicht, um Tajine, Saucen, Salate und Suppen aufzunehmen. Wenn man essen geht. ist Fladenbrot meist das Erste, was auf dem Tisch landet, und zugleich ein guter Indikator dafür, wie „hausgemacht“ ein Lokal wirkt.​

Marokkanischer Salat

Unter „Salade Marocaine“ versteht man meist einen einfachen, frischen Salat aus klein gewürfelten Tomaten, Gurken, Zwiebeln, manchmal Paprika und Kräutern, angemacht mit Olivenöl und Zitrone. Er begleitet häufig gegrilltes Fleisch, Brochettes oder Fischgerichte und bietet eine leichte, erfrischende Komponente zu den oft eher deftigen Hauptspeisen. In vielen Lokalen ist dieser Salat fester Bestandteil eines Menüs oder wird als kleine Beilage automatisch mitserviert.​

Zaalouk

Zaalouk ist ein gekochter Auberginen-Tomaten-Salat, der fast wie ein würziges Püree wirkt. Auberginen und Tomaten werden mit Knoblauch, Paprika, Kreuzkümmel und Olivenöl weich geschmort und anschließend grob zerdrückt, sodass eine dicke, aromatische Masse entsteht. Zaalouk wird lauwarm oder kalt serviert, meist in kleinen Schälchen zusammen mit Fladenbrot, und ist ein fester Bestandteil vieler Vorspeisentafeln.​

Taktouka

Taktouka basiert vor allem auf Paprika und Tomaten, die geschält, gewürfelt und mit Knoblauch, Olivenöl und Gewürzen eingekocht werden, bis eine leicht sämige Mischung entsteht. Geschmacklich ist Taktouka etwas frischer und „paprika-betonter“ als Zaalouk und eignet sich sowohl als Vorspeise mit Fladenbrot als auch als Beilage zu gegrilltem Fleisch oder Fisch. Viele Restaurants servieren Zaalouk und Taktouka nebeneinander, sodass man die unterschiedlichen Aromen gut vergleichen kann.​

Maakouda

Maakouda sind kleine, frittierte Kartoffeltaler, ein beliebtes Streetfood und eine typische Beilage zu marokkanischem Essen. Gekochte Kartoffeln werden hierfür mit Kräutern und Gewürzen wie Koriander, Kreuzkümmel und Knoblauch vermengt, zu Talern geformt und anschließend goldbraun frittiert. Du findest Maakouda als Snack an Straßenständen, in Sandwiches, zusammen mit Salat oder als einfache Ergänzung zu Tajine und anderen Hauptgerichten.​

Suppen

Harira

Harira ist die bekannteste Suppe Marokkos und spielt vor allem im Ramadan eine zentrale Rolle beim Fastenbrechen. Sie besteht aus Tomaten, Linsen, Kichererbsen, Zwiebeln, Sellerie, frischen Kräutern, Nudeln oder Reis und oft aus etwas Lamm- oder Rindfleisch. Man würzt Harira mit einer Mischung aus Kreuzkümmel, Ingwer und Pfeffer. Die Suppe ist dick, sättigend und wird häufig mit Datteln und süßem Gebäck serviert, ist aber auch außerhalb des Ramadans als günstige, wärmende Mahlzeit sehr verbreitet.​

Bissara

Bissara ist eine dicke, pürierte Suppe aus Favabohnen (Saubohnen), Olivenöl, Knoblauch und Gewürzen wie Kreuzkümmel und Paprika. Man bekommt sie oft morgens oder als einfaches Straßenessen. Die Bohnencreme wird auf einem Teller oder in einer Schüssel serviert, mit Olivenöl, Gewürzen und manchmal etwas Chili bestreut. Dazu gibt es reichlich Fladenbrot. Bissara ist schlicht, sehr sättigend und ein guter Einstieg in die bodenständige, alltägliche Seite des marokkanischen Essens jenseits der bekannteren Klassiker.​

Desserts

Typische marokkanische Desserts wirken im Vergleich zu den herzhaften Hauptspeisen oft erstaunlich schlicht, sind aber stark aromatisch und meist eng mit Tee- und Kaffeeritualen verbunden. Sehr verbreitet sind frische Früchte, kleine Gebäckstücke zur Teezeit sowie süße Grieß-, Nudel- oder Couscousgerichte, die mit Nüssen, Honig und Orangenblütenwasser verfeinert werden.​

Früchte und Orangensalat

Nach einem üppigen Menü werden in vielen Haushalten und Restaurants einfach frische, saisonale Früchte serviert, etwa Orangen, Melonen, Granatäpfel oder Trauben. Besonders bekannt ist der einfache, aber sehr aromatische Orangensalat. Dafür werden in Scheiben geschnittene Orangen mit etwas Zimt, manchmal mit Zucker und ein wenig Orangenblütenwasser bestreut. Dieses marokkanische Dessert ist erfrischend, leicht und ideal nach würzigen Tajines und Couscous.​

Gebäck und Pâtisserie

Marokkanisches Gebäck ist meist klein, nussig und honigsüß und wird traditionell mit Minztee gereicht, weniger als großer Tellerdessert, sondern eher als süßer Abschluss in mehreren kleinen Stücken. Typische Beispiele sind Ghriba (Mürbekekse, oft mit Mandeln, Sesam oder Kokos), Gazellenhörner (Kaab el Ghzal, Hörnchen mit Mandelpaste), Chebakia (frittierte, mit Honig getränkte Sesamgebäcke) oder Mandelbriouats aus hauchdünnem Teig mit Nussfüllung und Orangenblütenwasser.​

Süße Grieß-, Nudel- und Couscousgerichte

Eine eigene Kategorie bilden süße Sättigungsdesserts wie Seffa oder süßer Couscous, die gerne bei Festen oder im Ramadan serviert werden. Seffa besteht aus feinen Fadennudeln oder Couscous, geschichtet mit einer leicht herzhaften Zwiebelsauce und darüber großzügig Puderzucker, Zimt, Rosinen und Mandeln. Dieser Zuckerberg spiegelt geschmacklich die typische süß-würzige Kombination marokkanischen Essens wider.​

Kuchen, Pasteten und „Pâtisserie orientale“

Daneben gibt es Kuchen- und Pastetenformen, die oft mit der französischen Pâtisserie verschmelzen, aber klar marokkanisch gewürzt sind. Beispiele sind Basbousa (saftiger Grießkuchen mit Sirup, oft mit Kokos oder Mandeln), M’hencha/Mhancha (schlangenförmig gerollter Filoteigkuchen mit Mandel-Honig-Füllung) oder süße Pastilla-Varianten mit Milchcreme und Nüssen, die an die salzige B’stilla erinnern, aber als reines Dessert serviert werden.​

Pfannkuchen und Teegebäck

Zum Frühstück, als Snack oder als leichter Abschluss dienen außerdem Pfannkuchen wie Baghrir und Msemen, die mit Butter und Honig oder Konfitüre gegessen werden. Zusammen mit den erwähnten Mandel- und Sesamgebäcken entstehen so reichhaltige Platten, die eher aus vielen kleinen Bissen bestehen als aus einem einzigen großen Dessertteller.

Traditionelle Techniken

Die Tajine nutzt das Prinzip des Dampf-Kreislaufs für langsames Schmoren bei niedriger Temperatur, wodurch das Essen besonders saftig bleibt.

Couscous dämpft man klassisch über einem Eintopf, damit Getreide und Flüssigkeit geschmacklich zusammenfinden und der Grieß nicht im Wasser verkocht, sondern locker und aromatisch bleibt.

In Städten und Dörfern existieren bis heute Gemeinschaftsöfen, die eng mit dem Alltag verbunden sind. Familien bringen dort morgens ihren Brotteig hin und holen später frisch gebackene Laibe ab. Weiterhin beliebt sind Tonkrüge (z.B. für Tangia), die in den Öfen von Bäckereien oder Hammams garen.

Holzkohle und offenes Feuer

Offenes Feuer und Holzkohle sind ebenfalls für den Geschmack marokkanischen Essens wichtig. Fleischgerichte wie Mechoui, Brochettes oder einfache Kefta-Spieße garen über Glut, auf improvisierten Grills in Gassen ebenso wie auf Märkten oder auf Festen. Gerade bei Festessen oder auf ländlichen Märkten werden ganze Lämmer in speziellen Erdöfen oder großen Lehmöfen stundenlang gegart, was dem Fleisch ein rauchig-zartes Aroma verleiht und das Essen zu einem gemeinschaftlichen Ereignis macht.

Klassische Konservierungstechniken, die den Geschmack der marokkanischen Küche prägen, sind das Einlegen und das Trocknen. Eingelegte Zitronen sind eine essenzielle Zutat für bestimmte Tajines. Hierfür werden Zitronen mit Salz und manchmal mit Gewürzen über Wochen hinweg fermentiert und geben später salzig-säuerliche Tiefe. Gemüse und Oliven legt man in Salzlake ein, um sie haltbar zu machen und zugleich zu aromatisieren.

Das Trocknen von Früchten (Datteln, Feigen, Aprikosen, Pflaumen) und manchmal auch von Fleisch schafft Vorräte für Zeiten ohne frische Ernte – aus dieser Vorratsküche stammen viele süß-salzige Kombinationen wie Lamm mit Backpflaumen oder Mandeln, die heute als typisch marokkanisches Essen gelten.

Marokko für Vegetarier

Viele traditionelle Gerichte kommen ohne Fleisch aus oder lassen sich leicht vegetarisch bestellen, etwa Gemüse-Tajine, Couscous mit Gemüse, Linsen- und Bohnengerichte, Zaalouk, Taktouka oder einfache marokkanische Salate. Hülsenfrüchte, Gerste, Gemüse und gelegentlich Eier bilden eine breite Grundlage. Dazu kommen reichlich Fladenbrot und Oliven. In größeren Städten wächst das Angebot an vegetarischen und teilweise explizit veganen Restaurants, während Straßenküchen Bissara, Gemüse-Tajine, gegrilltes Gemüse und Salate servieren. 

Marokko mit Glutenunverträglichkeit / Zöliakie

Bei Zöliakie ist in Marokko besondere Vorsicht geboten, da Fladenbrot und Couscous allgegenwärtig sind und oft dieselben Arbeitsflächen genutzt werden. Grundsätzlich lassen sich viele Gerichte glutenfrei gestalten – etwa Fleisch- und Gemüsetajines, gegrillter Fisch, Brochettes, Salate, Oliven, Kartoffeln oder Reis. Allerdings ist Kontamination ein häufiges Risiko. Wichtig ist, in Unterkünften und Restaurants klar zu kommunizieren, welche Zutaten problematisch sind. 

Gewürze und Kräuter

Handelswege brachten schon vor Jahrhunderten Safran, Zimt, Ingwer und Pfeffer nach Nordafrika. Heute stammen viele Gewürze aus marokkanischen Regionen selbst, etwa Safran aus Taliouine oder Kreuzkümmel aus dem Süden. Auf Märkten verkaufen Händler ganze Gewürzberge, getrocknete Kräuter, Pasten und Öle. Dazwischen leuchten frische Kräuterbündel aus Minze, Koriander und glatter Petersilie.

Zu den wichtigsten Gewürzen in Marokko gehören Kreuzkümmel, Paprika, Ingwer, Kurkuma, Zimt, schwarzer Pfeffer, Koriandersaat, Anis und Sesam. Sie bilden die Grundlage für Tajines, Eintöpfe, Couscous und Marinaden. Ebenso prägend sind frische Kräuter: Koriandergrün, Petersilie und Minze würzen Suppen, Salate, Tajines und Tee und sorgen für eine frische, kräuterige Note. Safran, Nelken und Muskat spielen eher in Festgerichten und besonderen Süßspeisen eine Rolle.

Mehrere Gewürzmischungen gelten als charakteristisch. Ras el Hanout besteht aus zahlreichen Komponenten, die jeder Händler anders kombiniert, und wird in Tajines, Couscous und Fleischgerichten verwendet. Chermoula ist eine aromatische Paste aus Kräutern, Knoblauch, Paprika, Kreuzkümmel, Öl und Säure. Sie gehört vor allem zu Sardinen und anderen Fischarten. Baharat zählt zu den Mischungen für Fleisch- und Schmorgerichte, während zur Zeit des Ramadan Sellou mit einer speziellen Gewürzmischung aus Sesam, Anis, Zimt und Fenchel entsteht.

Viele Köche rösten Gewürze kurz an, bevor sie sie mörsern. So entfalten sich die Aromen intensiver. Beim Schmoren kommen Gewürze meist früh in den Topf, damit sie sich mit der Flüssigkeit und dem Fleisch verbinden. Frische Kräuter wie Koriander und Petersilie sowie gehackte Minze landen dagegen oft erst zum Schluss im Gericht oder direkt auf dem Teller, damit sie ihre grünen, frischen Noten behalten. Das Ergebnis wirkt würzig, aromatisch und vielschichtig, ohne übermäßig scharf zu sein.

Getränke

Minztee

Minztee, im Arabischen „Atay“ genannt, gilt als das Nationalgetränk Marokkos und ist ein Symbol der Gastfreundschaft. Der „Thé à la menthe“ wird aus grünen Teeblättern, frischer Nanaminze und viel Zucker zubereitet und stilvoll serviert, meist in kleinen, hohen Gläsern. Das Teekännchen wird oft aus mehreren Dezimetern Höhe eingeschenkt, um Schaum zu erzeugen. Minztee begleitet fast jede Mahlzeit und ist auch in Gesellschaft unverzichtbar.​

Kaffee

Kaffee wird in Marokko traditionell nach arabischer Art serviert. Der Kaffee ist oft stark, mit Zugabe von Kardamom oder anderen Gewürzen, und wird in kleinen Tassen getrunken. Anders als in vielen westlichen Ländern steht der Kaffee nicht im Mittelpunkt, sondern begleitet zwanglos Mahlzeiten oder Gespräche.

Säfte

Frisch gepresste Fruchtsäfte gehören im marokkanischen Alltag ebenfalls dazu. Besonders beliebt sind Orangensaft und Granatapfelsaft, da Marokko ausgezeichnete Zitrus- und Granatäpfel produziert. Die säuerlichen Säfte werden gern zum Frühstück und zu Snacks serviert und bieten eine natürliche Erfrischung.​

Alkohol

Alkohol hat in Marokko eine ambivalente Stellung. Viele gläubige Muslime verzichten auf ihn, doch vor allem in Großstädten ist Alkohol erhältlich. In Bars, touristischen Hotels und spezialisierten Läden gibt es Bier lokaler Marken wie Casablanca oder Flag sowie importierten Wein und Spirituosen. In ländlichen Regionen hingegen ist Alkohol kaum präsent oder verfügbar. Der Konsum erfolgt oft eher diskret und unter Touristen.

Streetfood in Marokko

Streetfood gehört zu den lebendigsten Ausdrucksformen marokkanischen Essens. Der berühmte Platz Djemaa el-Fna in Marrakesch ist das Herzstück dieses kulinarischen Erlebnisses. Wenn die Sonne untergeht, verwandelt sich der Platz in ein riesiges, duftendes Freiluftrestaurant. Hier kannst du Harira-Suppe, gegrillte Würstchen (Merguez), Schnecken, Brochettes, frische Säfte und süßes Gebäck in lebhafter Atmosphäre probieren.

Abseits des Djemaa el Fna gibt es in nahezu jeder Stadt und selbst in kleinen Dörfern unzählige kleine Stände, Imbisse und mobile Verkaufsstellen, die Tagines, Briouats (dreieckige, mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen), mit Fleisch gefülltes Fladenbrot sowie verschiedene Sandwiches und Snacks wie Brochettes und frittierte Kartoffeltaler (Maakouda).

Was kostet Essen gehen in Marokko?

Das Preisniveau für Essen in Marokko variiert stark je nach Art des Lokals. In einfachen Restaurants und Garküchen bekommt man eine kleine Tajine oder Couscous mit Salat und Getränk oft schon ab etwa 4 bis 7 Euro. Streetfood ist an kleinen Ständen meist günstiger als auf touristisch stark frequentierten Plätzen wie dem Djemaa el Fna, wo Essenspreise für kleine Portionen bis zu 5 Euro betragen können.​

Anders sieht es in gehobenen Restaurants und vielen Riads aus, die besonders auf Touristen ausgerichtet sind. Hier können Preise für ähnliche Gerichte schnell das Dreifache oder mehr erreichen. Ein Menü für zwei Personen liegt dann meist bei rund 30 Euro oder mehr. Ein Grund dafür ist unter anderem die teure Alkohollizenz, die viele Restaurants zahlen müssen und die sich auf die Gesamtpreise auswirkt.​

Getränke wie Minztee kosten in Cafés meist zwischen 1,50 und 2 Euro, Kaffee oder frisch gepresste Säfte liegen meist zwischen 2 und 4 Euro, wobei auch dies in touristischen Gegenden teurer sein kann. 

Es gilt die Faustregel, dass man in kleinen Restaurants und Imbissen sehr günstig und zumeist gut essen kann, während es in größeren Restaurants mit Alkoholausschank teurer ist. 

Worauf musst du beim Essen in Marokko achten?

Beim Essen in Marokko gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Um gesundheitliche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, bestelle Getränke ohne Eiswürfel, iss Salate nur in touristischen Gegenden, trinke kein Leitungswasser und vermeide den Verzehr von ungewaschenem oder ungeschältem Obst. Zudem ist es ratsam, für den Notfall Mittel gegen Durchfall bereitzuhalten. Stände mit hohem Kundenaufkommen deuten meist auf frische Speisen hin. 

Trinkgeld ist in Marokko üblich. 

Kochkurse

Ein Kochkurs in Marrakesch ist eine der besten Möglichkeiten, das marokkanische Essen wirklich kennenzulernen. Bei einem solchen Kurs kochst du gemeinsam mit erfahrenen Köchen beliebte Spezialitäten wie Tajine, Kefta, Zaalouk und Taktouka. Die Kurse beginnen oft mit einem gemeinsamen Marktbesuch, bei dem man frische Zutaten einkauft und einen Einblick in die marokkanische Kultur erhält.

Das Mitmachen macht nicht nur großen Spaß, sondern sorgt auch dafür, dass du kulinarisches Wissen und Rezepte mit nach Hause nehmen kannst – so hast du ein Stück Marokko nachhaltig im Alltag. 

Kochkurs Marrakesch House of Fusion
Bei einem Kochkurs lernt man die Zubereitung marokkanischen Essens (Foto: Riads Marrakesch)

Essen in Marokko während Ramadan

Während des Ramadan verzichten gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen, Trinken und Rauchen. Für Touristen gilt keine Fastenpflicht, doch aus Respekt sollten sie tagsüber möglichst nicht in der Öffentlichkeit essen, trinken oder rauchen. Viele Restaurants und Cafés in touristischen Städten wie Marrakesch oder Fès sind tagsüber geöffnet und bieten Nichtfastenden marokkanisches Essen an.  In ländlicheren Regionen dagegen sind viele Lokale tagsüber geschlossen. Der Alkoholausschank ist während des Ramadan oft eingeschränkt.

Beim Fastenbrechen am Abend, dem sogenannten Iftar, kommen Familien und Freunde zusammen. An diesem empfehlenswerten Spektakel kann man indirekt teilnehmen, wenn man einfach abends essen geht oder nach Restaurants mit eigener Iftar-Karte Ausschau hält.

Was Reisende im Alltag erwartet

Um diese reiche kulinarische Welt in ihrer ganzen Bandbreite zu erleben, ist etwas Proaktivität gefragt. Wenn du ohne Vorkenntnisse nach Marokko reist, wirst du im Alltag der gängigen Lokale schnell feststellen, dass sich die Auswahl stark auf wenige Klassiker wie Tajine, Couscous und die bekannten Beilagen konzentriert. Dazu kommen überall Fladenbrot, Oliven, kleine gekochte Salate wie Zaalouk und Taktouka sowie Brochettes.

Um nicht schon nach wenigen Tagen „Tajine-müde“ zu werden und die ganze Welt des marokkanischen Essens zu entdecken, ist es ratsam, bewusst Abwechslung von diesen Klassikern zu suchen: Iss Tajines und Couscous nur gezielt in kleinen, traditionellen Restaurants, aber such auch Streetfood an Imbissen für schnelle und einfache Gerichte. Halte in kleineren Lokalen aktiv Ausschau nach traditionellem Essen jenseits von Tajine und Couscous oder besuche in größeren Städten moderne Restaurants, die diese Gerichte neu interpretieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu marokkanischen Essen

Was muss man in Marokko unbedingt essen?

Man sollte in Marokko unbedingt eine Tajine probieren, das typische Gericht aus dem geschmorten Tontopf. Ebenso Couscous sowie das herzhaft-süße Festtagsgericht B’stilla. An der Küste: Meeresfrüchte, gegrillter Fisch und natürlich überall Zaalouk.

Kann man in Marokko Salat essen?

Man kann in Marokko Salat essen, sollte jedoch vorsichtig sein. In einfachen Garküchen oder kleinen, nicht-touristischen Lokalen ist es ratsam, gekochte Salate wie Zaalouk und Taktouka zu wählen. In gehobenen oder auf Touristen ausgerichteten Restaurants kann man rohe Salate (Salade Marocaine) meistens bedenkenlos essen.

Kann man Obst in Marokko essen?

Ja, man kann in Marokko Obst essen, solange es entweder geschält oder gründlich gewaschen wird. Saisonale Früchte wie Orangen, Granatäpfel und Datteln sind oft von ausgezeichneter Qualität. Ungeschältes Obst oder Beeren, die direkt vom Markt kommen, sollte man vor dem Verzehr unbedingt mit abgekochtem oder abgefülltem Wasser reinigen, um Magenprobleme zu vermeiden.

Was kostet ein Essen in Marokko?

Die Kosten variieren stark. In einfachen Straßenküchen und Imbissen bekommt man eine Mahlzeit (z.B. Tajine oder Couscous) oft schon für 4 bis 7 Euro. In gehobenen oder touristisch orientierten Restaurants kann ein Hauptgericht jedoch schnell 15 Euro oder mehr kosten. Streetfood wie Spieße oder Snacks ist meist am günstigsten erhältlich.

Kann man in Marokko aus dem Wasserhahn trinken?

Vom Trinken von Leitungswasser wird dringend abgeraten, da es häufig nicht den europäischen Standards entspricht und Magenprobleme verursachen kann. Man sollte sich ausschließlich an abgefülltes Wasser (in Flaschen) halten, das in allen Städten und Dörfern erhältlich ist. Auch sollte man darauf achten, Getränke ohne Eiswürfel zu bestellen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert