Im Südosten der Medina befinde sich der jüdischen Friedhof, ein geheimnisvoller Ort am Rand der Mellah, dessen surreale Atmosphäre bei den richtigen Lichtverhältnissen in starkem Kontrast zum übrigen Marrakesch steht.
Der jüdische Friedhof befindet sich am Rand der Mellah in der südöstlichen Medina und ist neben der Synagoge einer der Orte, die davon zeugen, wie sich jüdisches Leben in Marrakesch manifestiert. Durch ein breites Metalltor betritt man das Gelände, dessen Ausmaße überraschend weitläufig sind. Auf dem Areal verteilt, befinden sich mehrere hundert Gräber von Erwachsenen und Kindern. Doch zunächst wird man vom Friedhofswächter begrüßt, der streng darauf achtet, dass die männlichen Besucher eine Kopfbedeckung tragen. Wer keine Mütze oder kein Basecap dabei hat, wird von ihm mit einer Kippa versorgt.
Erst danach kann man den eigentlichen Friedhof betreten und sich bei Interesse auch vom Friedhofswächter über das Gelände führen lassen, das auf den ersten Blick etwas verwildert und ungepflegt erscheint. Doch tragen diese Spuren der Vergänglichkeit ihren Teil zu der surrealen, zum Teil etwas düsteren, aber nicht bedrückenden Atmosphäre dieses Ortes bei.
In Marrakesch leben heute nur noch knapp 120 marokkanische Juden. Das jüdische Gemeindeleben ist längst nicht mehr so vital wie früher und hat schwer mit dem Mitgliederverlust zu kämpfen. Auch die Integration europäischer Juden, von denen inzwischen in Marrakesch mehr leben als marokkanische Juden, verläuft schleppend — beide Communities sollen nicht gut miteinander vernetzt sein. Zumindest hier auf dem Friedhof wirkt das Miteinander selig und es werden die unterschiedlichen Traditionen und Riten aschkenasischer und sephardischer Juden nebeneinander praktiziert.
Auf dem jüdischen Friedhof begegnet man im Gegensatz zu fast allen anderen Sehenswürdigkeiten relativ wenigen Touristen. Je nach Tageszeit und Bewölkung erlebt man die surreale Atmosphäre, die von diesem Ort ausgeht, also relativ ungestört. Besonders beeindruckend ist das Licht am späten Nachmittag etwas zugezogenem Himmel. Bevor man den Friedhof verlässt, erinnert der Friedhofswächter an das Becken zum Händewaschen, um die rituelle Reinheit wiederherzustellen.
Infos Jüdischer Friedhof
Der jüdischer Friedhof befindet sich in der südöstlichen Medina am Rand der Mellah. Vom Djemaa el Fna braucht man zu Fuß etwa fünfzehn Minuten dorthin. Entweder man geht über die Zitoun Lakdim zum Place des Ferblantiers und durchquert von dort aus die Mellah in Richtung Osten oder man folgt der Zitoun el Jdid bis zum Bahia-Palast und bewegt sich um die Mellah herum. Für den Besuch des Friedhofs sollte man etwa eine dreiviertel Stunde einplanen.
Standort: Google Maps
Öffnungszeiten:
- Der jüdische Friedhof ist außer am Sonnabend täglich geöffnet
- von 9 Uhr bis 17 Uhr (Freitag bis 16 Uhr)
Eintritt:
- freier Eintritt, jedoch erwartet der Friedhofswächter eine Spende (angemessen sind etwa 10-20 DH pro Person)
(Fotos: Riad Marrakesch)