Marokkos Tierwelt
Marokko ist ein Land mit einer vielfältigen Fauna, die sowohl an Land als auch in den Küstengewässern eine reiche Tierwelt beheimatet. Die Tierwelt Marokkos ist ein Spiegelbild seiner abwechslungsreichen und oft extremen Landschaften. In diesem Artikel erfährst du, welche Tiere in Marokko heimisch sind, wo sie leben und welche für dich gefährlich sein können.
Inhalt
Wildtiere in Marokko
In Marokko leben etwa 675 bekannte Tierarten, davon sind 4,3% endemisch, also nur hier zu finden. Ebenso viele gelten als gefährdet.
Berberaffen
Ein wichtiger Lebensraum ist das Atlasgebirge, in dem beispielsweise die endemischen Berberaffen (Macaca sylvanus) leben, die man in den berühmten Zedernwäldern um Ifrane und Azrou beobachten kann. Sie sind zwar an Menschen gewöhnt, jedoch sollte man Distanz halten und sie keinesfalls füttern, um ihr natürliches Verhalten nicht zu beeinflussen.
Die Berberaffen sind eine Unterart der Makaken und die einzige Primatenart Nordafrikas, die dort in größeren Gruppen anzutreffen sind. Die Weltnaturschutzunion IUCN listet die Berberaffen als stark gefährdet – 70 % des weltweiten Bestands lebt in Marokko.
Andere wilde Tierarten in Marokko
Am Himmel dagegen nutzen imposante Greifvögel wie der Bonelli-Adler oder der Schmutzgeier die Thermik der Berge für ihre Jagdflüge. In abgelegeneren Regionen finden sich auch andere Säugetiere wie der Mähnenspringer (eine Wildschafart) oder Wildschweine, wenngleich sie schwer zu sichten sind. Besonders bedroht sind Großkatzen wie der Serval und der Karakal (Wüstenluchs), deren Bestände durch Lebensraumverlust und Jagd stark zurückgehen. Auch verschiedene Gazellenarten wie die Cuviergazelle und die kleine Dorcasgazelle werdenin den Dünenlandschaften Marokkos immer seltener.
Die Wüstenregionen Marokkos, insbesondere die weiten Flächen der Sahara, beheimaten eine Tierwelt, die perfekt an die extremen Bedingungen angepasst ist. Dromedare sind hier allgegenwärtig und unverzichtbar für das traditionelle Leben sowie als Transportmittel für Kameltreks.
Eines der charmantesten Wüstentiere ist der Fennek (Wüstenfuchs), erkennbar an seinen auffallend großen Ohren, die ihm bei der Wärmeregulierung helfen. Da sie nachtaktiv sind, erfordert ihre Sichtung Geduld und Glück, oft nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Kleinere Nager wie Wüstenspringmäuse sind ebenfalls weit verbreitet, aber selten zu sehen.
Nutztiere und Straßentiere in Marokko
Nutztiere wie Esel, Maultiere und Kamele spielen eine wichtige Rolle im täglichen Leben, besonders in ländlichen Gebieten und in der Tourismusbranche. Sie werden seit Jahrhunderten als Lastenträger und Transportmittel eingesetzt, wobei Kamelritte durch die Sahara ein beliebtes touristisches Erlebnis darstellen.
Ähnlich wie Katzen sind auch Hunde in Marokko häufig anzutreffen, doch ihre Rolle unterscheidet sich oft von der eines kuscheligen Haustiers im europäischen Sinne. Vor allem auf dem Land dienen freilaufende Hunde oft als Hüte- und Wachhunde für Herden oder Gehöfte. Auf Reisende, insbesondere Fahrradfahrer in Marokko abseits belebter Wege, können diese Hunde als lästig oder aufdringlich wirken, da sie oft bellend nachlaufen. Ihre Funktion ist jedoch eng mit der ländlichen Lebensweise verbunden.
Gefährliche Tiere in Marokko
Obwohl Begegnungen mit gefährlichen Wildtieren in Marokko für Reisende äußerst selten sind, gibt es einige Arten, die Vorsicht erfordern. Giftige Schlangen sind in verschiedenen Regionen Marokkos beheimatet. Dazu zählen die gut getarnte Hornviper (besonders in Wüsten- und Halbwüstengebieten) und die seltener vorkommende Ägyptische Kobra. Diese Tiere sind von Natur aus scheu und meiden den Menschen.
Um das Risiko einer Begegnung zu minimieren, ist es ratsam, festes, knöchelhohes Schuhwerk und lange Hosen zu tragen, insbesondere abseits befestigter Wege, in felsigem Gelände oder hohem Gras. Beim Verlassen von Unterkünften in ländlichen Gebieten empfiehlt es sich, Schuhe auszuschütteln, da Schlangen oder Skorpione darin Unterschlupf suchen könnten.
Auch Skorpione stellen eine potenzielle Gefahr dar, vor allem in trockenen, abgelegenen Gebieten und in der Nacht, da sie dämmerungs- und nachtaktiv sind. Sie verstecken sich tagsüber gerne unter Steinen, Holz oder in Spalten. Das Mitführen einer Taschenlampe bei Dunkelheit und das Vermeiden von Barfußlaufen außerhalb von Gebäuden sind effektive Vorsichtsmaßnahmen.
Entgegen hartnäckiger Internetgerückte sind eild lebende Krokodile hingegen in Marokko seit Jahrzehnten infolge ausgetrockneter Gewässer und intensiver Bejagung nicht mehr anzutreffen. Vereinzelt können in Feuchtgebieten Fischotter vorkommen; diese sind jedoch extrem scheu und stellen keine Bedrohung für Menschen dar, es sei denn, sie werden in die Enge getrieben.
Wer diese Tiere aus sicherer Nähe betrachten möchte, findet dazu im großen Crocoparc in Agadir eine ausgezeichnete Gelegenheit. Dort können Besucher ganzjährig von 10-18 Uhr hunderte Krokodile und ihren Nachwuchs sowie Schildkröten, grüne Iguanas und Schlangen in einer geschützten Umgebung erleben.
Tierrechte und gesellschaftliche Wahrnehmung
Das Konzept der Tierrechte, wie es in vielen westlichen Ländern diskutiert wird, ist in Marokko noch nicht in gleichem Maße entwickelt. Traditionell werden Tiere oft primär als Nutztiere oder als Teil des städtischen oder ländlichen Lebensraums wahrgenommen, wobei das Wohlergehen zwar oft durch traditionelle Sorgfalt gewährleistet ist, aber nicht unbedingt durch eine tiefgehende philosophische Betrachtung von Rechten im modernen Sinne.
Dies spiegelt sich auch in den Ernährungsweisen wider: Die traditionelle marokkanische Küche ist tief in fleischbasierten Gerichten verwurzelt. Während sich Vegetarismus und Veganismus in Marokko langsam und vorwiegend in Großstädten etablieren, kann die Suche nach passenden Mahlzeiten außerhalb dieser urbanen Zentren eine Herausforderung darstellen.
Hier findest du detaillierte Tipps für Vegetarier und Veganer in Marokko.
Naturschutz und Perspektiven
Angesichts der Bedrohungen für die Tierwelt Marokkos gewinnen Naturschutzbemühungen zunehmend an Bedeutung. Initiativen zur Wiederherstellung von Lebensräumen und Artenschutzprogramme spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz der vielfältigen Wildtierpopulationen. Nationalparks wie der Souss-Massa-Nationalpark bei Agadir bieten wichtige Schutzgebiete für die einheimische Fauna.
Eine der größten Herausforderungen für den Artenschutz in Marokko ist der Sandabbau, der zur Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen führt. Um die reiche Biodiversität des Landes zu erhalten, sind verstärkte Schutzmaßnahmen und ein wachsendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung unerlässlich.
Die Tierwelt Marokkos ist ein kostbares Erbe, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Während das Land vor erheblichen Herausforderungen im Bereich des Artenschutzes steht, gibt es auch ermutigende Entwicklungen in Richtung eines stärkeren Umweltbewusstseins und nachhaltiger Praktiken. Die Zukunft der marokkanischen Fauna wird davon abhängen, wie erfolgreich das Land seine einzigartigen Ökosysteme schützen und ein Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Naturschutz finden kann.