Souks in Marrakesch

Souks in Marrakesch sind das Herz der alten Stadt. Mit ihren verwinkelten Gassen, dem Duft von Gewürzen und tausenden von handgefertigten Waren bieten sie ein unvergessliches Erlebnis. In diesem Artikel tauchst du tief in die Welt der Souks in Marrakesch ein und erfährst, wie du dich in diesem Labyrinth zurechtfindest und was du dir bei deinem Besuch unbedingt ansehen solltest.

Das Wort „Souk“ (oder „Suq“) bedeutet schlicht Marktplatz. Die Souks von Marrakesch sind die größten und farbenprächtigsten in ganz Marokko. Ihre Geschichte reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück, als sie wichtige Handelsplätze für reisende Kaufleute waren. Ein Spaziergang durch die Märkte ist wie eine Zeitreise: Handwerker hämmern kunstvoll Laternen, die Luft ist erfüllt vom Duft von Zedernholz und Händler laden dich ein, ihre Waren zu begutachten. Es ist chaotisch und faszinierend zugleich.

Die Souks sind in verschiedene Abschnitte unterteilt, je nachdem, welche Waren angeboten werden. Traditionell hatte jedes Handwerk sein eigenes Viertel, was einem jahrhundertealten Zunftsystem entsprang. Obwohl sich die Grenzen heute etwas vermischen, bleibt diese Anordnung erhalten. Der Charme der Souks liegt in dieser Beständigkeit – sie sind ein lebendiges Museum, das die alte Handelsgeschichte Marokkos atmet und Besucher mit allen Sinnen in eine andere Welt entführt.

Für Neulinge mag die Erfahrung überwältigend wirken – die Gassen sind eng und belebt, und man kann sich leicht verlaufen. Aber keine Sorge, sich ein wenig zu verirren gehört zum Erlebnis dazu. Außerdem bist du nie weit von einem erkennbaren Wahrzeichen entfernt. Die meisten Souks erstrecken sich vom berühmten Djemaa el Fna aus in einem verschlungenen Labyrinth nach Norden. Während deiner Erkundungstour wirst du hier unzählige Schätze und vielleicht auch eine neue Wertschätzung für die marokkanische Kultur entdecken.

Die wichtigsten Souks von Marrakesch

Einer der größten Reize von Marrakesch ist nicht nur ein einzelner Markt, sondern ein ganzes Netzwerk von Souks, von denen jeder seine eigene Spezialität und Atmosphäre hat. Während du durch die Medina schlenderst, wechselst du oft von einem Souk zum nächsten, ohne es zu bemerken. Dennoch kann es sich lohnen, einige der wichtigsten Namen und ihre Besonderheiten zu kennen, die sich alle nördlich des Djemaa el Fna befinden.

Die wichtigsten Durchgangsgassen, die dich in die Tiefe des Markt-Labyrinths führen, sind die Rue Mouassine, die Rue Souk Semaine und die Rue Kennaria. Sie sind oft belebter und leiten dich direkt zum Musée de Marrakesch oder zur historischen Medersa Ben Youssef.

Souk Semmarine

Der Souk Semmarine ist ein idealer Startpunkt für alle, die zum ersten Mal die Souks erkunden möchten, da er eine große Bandbreite an Waren anbietet und eine gute Orientierung ermöglicht. Er liegt in einer breiten, überdachten Gasse, die direkt am Djemaa el Fna beginnt. Schon am Eingang erwarten dich Stände mit bunter Keramik, wo du die klassischen marokkanischen Tajines findest.

Wenn du weiter in den Souk vordringst, wird die Auswahl noch vielfältiger. Du siehst wunderschöne Pashminas, Kaftane und handgeknüpfte Teppiche. Ungefähr auf halbem Weg teilt sich die Gasse: Der rechte Weg führt zum Rhaba Kedima, dem Gewürzmarkt, wo du eine unglaubliche Vielfalt an frischen Gewürzen erwerben kannst. Die linke Abzweigung leitet dich in den Souk el Attarine, der für seine glänzenden Kupfer- und Messingwaren bekannt ist. Hier reihen sich Lampen, Kerzenständer und unzählige Vasen aneinander. 

Souk Smata: Der Souk der Babouche

Wenn du auf der Suche nach einzigartigen Schuhen bist, dann ist der Souk Smata genau das Richtige für dich. Dieser Markt ist auch als „Babouche Souk“ bekannt, denn hier dreht sich alles um die traditionellen marokkanischen Lederpantoffeln, die Babouches. Blicke dich um — die Gassen sind gesäumt von Hunderten Paaren in allen erdenklichen Farben und Designs.

Du findest hier schlichte Modelle in jedem Farbton, aber auch kunstvoll verzierte Varianten mit aufwendigen Stickereien und funkelnden Pailletten. Für den täglichen Gebrauch gibt es Babouches mit festeren Sohlen, während Männer oft zu den klassischen, einfarbigen Modellen greifen. Mit etwas Verhandlungsgeschick kannst du ein tolles Paar dieser bequemen, spitz zulaufenden Pantoffeln als tragbares Andenken ergattern.

Souk el Kebir und Souk Cherratin: Die Leder-Souks

Marrakesch ist berühmt für seine Lederwaren, und der Souk el Kebir sowie der angrenzende Souk Cherratine sind der beste Ort, um diese zu finden. Schon beim Betreten dieser Märkte, die von Einheimischen auch als Ta’ala bezeichnet werden, steigt der unverwechselbare, intensive Duft von Leder in die Nase.

Hier kannst du den Handwerkern bei der Arbeit zusehen und siehst, wie aus dem weichen Leder stilvolle Schuhe, Taschen, Gürtel, Geldbörsen und Jacken in unzähligen Farben und Designs entstehen. Viele der Produkte kommen direkt von den Gerbereien, die sich am nordöstlichen Rand des Souk-Viertels befinden. Wenn du dich in diese Richtung wagst, sei auf ein intensives Erlebnis vorbereitet: Die Gerbereien sind sehr geruchsintensiv. 

Kissarias: Der Stoff-Souk

Direkt neben dem Souk el Kebir findest du die Kissarias, eine Reihe von überdachten Souks, die sich auf Stoffe spezialisiert haben. Hier ist das Reich der Textilien, wo du eine riesige Auswahl an wunderschönen Stoffen findest — von schlichter Baumwolle bis hin zu fabelhaften Seiden. In den zahlreichen winzigen Läden gibt es jede Menge zu entdecken.

Souk des Bijoutiers: Der Juwelier-Souk

Direkt rechts vom Souk el Kebir findest du den Juwelier-Souk (Souk des Bijoutiers), das Paradies für Schmuckliebhaber. Hier gibt es eine riesige Auswahl an Gold- und Silberschmuck zu attraktiven Preisen. Beim Kauf solltest du immer darauf achten, dass die Schmuckstücke aus Edelmetall ein entsprechendes Zertifikat besitzen.

Wenn du nach farbenfrohen und preiswerteren Stücken suchst, ist der Souk Siyyaghin die richtige Anlaufstelle. Am Rande des Marktviertels gelegen, findest du hier interessante Berber-Designs und traditionelle Stammesverzierungen, die aus erschwinglicheren Materialien gefertigt sind.

Souk Chouari and Souk Haddadine: Der Handwerker-Souk

Am nördlichen Rand der Souks findest du die Handwerksviertel Souk Chouari und Souk Haddadine, die absolut sehenswert sind. Hier kannst du auf Tuchfühlung mit der traditionellen Handwerkskunst gehen und Tischler und Schmiede bei der Arbeit zusehen. Der Duft von Zedernholz wird dich zum Souk Chouari, dem Markt der Holzhandwerker, führen. Hier findest du wunderschöne Kisten, geschnitzte Figuren und Möbel, oft mit Perlmutt verziert oder handbemalt.

Ein Klirren von Metall auf Metall verrät dir, dass du dich im Souk Haddadine, dem Markt der Schmiede, befindest. Hier werden traditionelle Laternen, Lampen und andere Metallarbeiten hergestellt. Du kannst zusehen, wie kunstvolle Eisenlaternen gefertigt oder Messing poliert wird. Die Produkte, von filigranen Lampen bis hin zu dekorativen Metallschalen, eignen sich hervorragend als einzigartige Deko für dein Zuhause.

Souk Sebbaghine oder Souk des Teinturiers: Der Färber-Souk

Ein weiteres visuelles Highlight ist der Souk Sebbaghine, besser bekannt als der Färber-Souk. Man erkennt ihn sofort an den unzähligen Woll- und Seidensträngen, die in allen erdenklichen Farben hoch über den Köpfen hängen und zum Trocknen in der Sonne baumeln. Die leuchtenden Garne bieten einen beeindruckenden Anblick. Du findest diesen farbenfrohen Souk südwestlich des Hauptmarktbereichs.

Souk Kchacha: Nüsse und Trockenfrüchte

Für alle Feinschmecker ist der Souk Kchacha ein absolutes Muss. In diesem belebten Souk dreht sich alles um köstliche getrocknete Früchte und Nüsse. Hier findest du eine riesige Auswahl an Feigen, Datteln, Oliven, Walnüssen und Mandeln – perfekt zum Probieren und als energiereicher Snack für unterwegs.

Criee Berbiere: Der Teppich-Souk

Ein Teppich ist das perfekte Andenken aus Marrakesch, und der Criée Berbère ist der beste Ort, um deinen Traumteppich zu finden. Hier ist die Auswahl riesig, von traditionellen arabischen Teppichen in kräftigen Farben und Mustern bis hin zu den typischen Berber-Teppichen, den Boucherouites. Diese sind oft mit filigranen Mustern und Talisman-Symbolen verziert. Egal, ob du nach einem klassischen oder modernen Design suchst, die Teppiche sind wunderschön gearbeitet und bereichern jedes Zuhause.

Souk Kimakhine: Der Musik-Souk

Für alle Musikliebhaber ist der Souk Kimakhine ein absolutes Muss. Hier kannst du in die Klänge Marokkos eintauchen. Dieser Souk hat sich auf den Verkauf traditioneller marokkanischer und Gnawa-Musikinstrumente spezialisiert. Du findest hier Trommeln, Gimbri-Lauten und andere Instrumente, die tief in der Kultur des Landes verwurzelt sind.

Rhaba Kedima: Der Gewürz-Platz

Streng genommen ist die Rahba Kedima kein klassischer Souk, sondern ein kleiner, offener Platz unweit des Souk Semmarine, der historisch für Gewürze und Apothekerwaren bekannt ist. Hier türmen sich farbenprächtige Gewürze in Pyramiden auf. Du findest aber auch traditionelle Heilmittel, getrocknete Blumen, Kajal und sogar lebende Chamäleons oder Leguane, die von Kräuterhändlern verwendet werden.

Der Platz ist auch gesäumt von Verkäufern, die Körbe und Teppiche anbieten. Die Rahba Kedima ist ein malerischer Ort für eine Pause. Vielleicht nimmst du in einem der kleinen Dachterrassen-Cafés Platz und genießt den Ausblick über die bunten Gewürzstände.


Die Liste der Souks ist längst nicht vollständig, denn ein großer Teil des Charmes liegt darin, sich einfach treiben zu lassen. Die Märkte sind oft nach den Produkten benannt, die dort historisch gehandelt wurden, wie zum Beispiel der Souk des Teinturiers (Färber-Souk) oder der Souk des Bijoutiers (Juwelier-Souk).

Das wahre Abenteuer beginnt allerdings dann, wenn du dich von den Hauptrouten löst und auf verborgene Ecken stößt: ein Innenhof mit exotischen Vögeln, ein Stand mit antiken silbernen Teekannen in einer ruhigen Gasse oder ein Händler, der ausschließlich Oud-Holz und Amber-Parfüm verkauft. Anstatt verbissen nach einem bestimmten Souk zu suchen, lass dich von deiner Neugier leiten. Du wirst unbemerkt viele verschiedene Märkte durchqueren – und genau das ist auch der Sinn der Sache.

Handeln und Einkaufen: Das Einmaleins in den Souks von Marrakesch

Einkaufen in den Souks von Marrakesch ist keine gewöhnliche Erfahrung, sondern eine Kunst. 

Die Kunst des Feilschens

Feilschen ist in den Souks üblich und wird erwartet. Es ist ein fester Bestandteil des Lebens und macht Spaß, solange man es mit Humor angeht. Der erste Preis, den ein Händler nennt, entspricht oft dem Doppelte oder Dreifachen des eigentlichen Wertes. Eine gute Taktik ist es, mit einem Gegenangebot zu beginnen, das etwa der Hälfte des genannten Preises entspricht, und sich dann schrittweise zu einigen. Denke daran: Feilschen ist kein Kampf, sondern eine freundliche Verhandlung. 

Es ist ein Spiel mit Worten und Gesten, bei dem Witz und Humor oft zum Erfolg führen. Wenn du den ausgehandelten Preis für fair hältst, hast du ein gutes Geschäft gemacht. Wenn die Verhandlungen ins Stocken geraten, ist es völlig in Ordnung, höflich abzulehnen und weiterzugehen – oft ruft dich der Händler dann mit einem besseren Angebot zurück.

Grundsätzlich ist es immer ratsam, sich vor dem Einkaufen einen Überblick über die Preise zu verschaffen. So kannst du diese zum Beispiel beim ersten Bummeln vergleichen und ein besseres Gefühl für den realistischen Wert der Waren erhalten. Als Faustregel gilt: Wenn du am Ende etwa 50 bis 60 Prozent des ursprünglichen Preises bezahlst, hast du gut verhandelt. 

Beginne deine Verhandlungen stets mit einem freundlichen Lächeln und einer Begrüßung auf Arabisch oder Französisch wie „Salam alaykum“ oder „Bonjour“. Bleib höflich und lass dich nicht entmutigen, wenn die Preisvorstellung deines Gegenübers unverschämt hoch ist. Freundlicher Humor kann Türen öffnen. Sobald du dich auf einen Preis geeinigt hast, gehört es sich, den Kauf auch abzuschließen.

Praktische Tipps für einen erfolgreichen Einkauf

Zusätzlich zum Feilschen gibt es ein paar Dinge, die deinen Besuch einfacher machen. Es ist immer ratsam, ausreichend marokkanische Dirham in kleinen Scheinen bei sich zu haben. Viele Händler haben kein Wechselgeld für große Scheine. Wenn du mit einem großen Schein bezahlst, kann es vorkommen, dass der Verkäufer kein Wechselgeld hat und erst welches vom Nachbarladen besorgen muss. Bedenke weiterhin, dass es sich komisch anfühlen kann, nach harter Verhandlung einen kleinen Betrag mit einem großen Schein zu bezahlen. 

Kleingeld ist außerdem auch nützlich, wenn du kleine Trinkgelder geben möchtest – zum Beispiel für jemanden, der dir freundlich den Weg gezeigt hat. Auch für den Besuch der öffentlichen Toiletten oder für einen schnellen Snack am Straßenrand ist es praktisch, Münzen dabei zu haben.

Sei dir bewusst, dass einige Verkäufer sehr aufdringlich sein können. Ein freundliches, aber bestimmtes „Nein, danke“ („La, shukran“) reicht meist aus. Auch die selbsternannten „Guides“ solltest du mit einem höflichen Dankeschön ablehnen. Sie versuchen oft, dich in bestimmte Läden zu locken, wo sie eine Provision erhalten. 

Um nicht in unangenehme Situationen zu geraten, gehe selbstbewusst und mit klaren Zielen durch die Gassen. Halte auch deine Wertsachen gut im Auge und achte auf die unebenen Wege und den Verkehr in den engen Gassen. 

Die beste Zeit für einen Besuch der Souks von Marrakesch

Wenn du die Souks in Ruhe erkunden willst, solltest du am besten früh morgens oder in der Mittagszeit kommen. Die meisten Läden öffnen zwischen 8:30 und 10:00 Uhr. In den ersten Stunden ist es deutlich ruhiger und weniger überlaufen, da die meisten Reisegruppen noch nicht da sind. Dies ist nicht nur angenehmer, sondern auch strategisch klug: Es gibt den lokalen Aberglauben, dass der erste Verkauf des Tages Glück („Baraka“) bringt. Viele Händler sind daher am Morgen oft offener für bessere Preise, um den Tag positiv zu beginnen. 

Mittags zwischen 13:00 und 14:00 Uhr wird es ebenfalls ruhiger, da viele Ladenbesitzer eine Mittagspause einlegen. Am Nachmittag füllen sich die Gassen wieder, und der Handel läuft bis in die frühen Abendstunden. Freitags, dem islamischen Feiertag, öffnen einige Geschäfte erst später am Tag, nach dem Mittagsgebet.

Orientierung in der Medina: So findest du dich in den Souks von Marrakesch zurecht

Eines der größten Bedenken vieler Reisender ist es, sich im Labyrinth der Souks zu verlaufen. Aber keine Sorge, es ist nicht die Frage, ob du dich verirrst, sondern wann – und das ist ein fester Bestandteil des Abenteuers! Die Medina von Marrakesch ist nicht nach einem ordentlichen Raster angelegt, sondern organisch gewachsen. Jedoch gibt es ein paar Tricks, um zumindest nicht die grobe Orientierung zu verlieren.

Orientierung an Wahrzeichen

Architektonische Wahrzeichen sind deine Lebensretter. Der Djemaa el Fna ist der ultimative Ankerpunkt. Die meisten Hauptwege in den Souks führen früher oder später zum Platz, da sich die Märkte von dort aus nach Norden und Osten erstrecken. Ein weiterer wichtiger Kompass ist das Minarett der Koutoubia-Moschee, denn es ist von vielen offenen Plätzen und Dachterrassen aus sichtbar und liegt direkt südwestlich vom Djemaa el Fna. Halte außerdem Ausschau nach den offiziellen, meist grünen oder blauen Schildern, die in den Souks den Weg zurück zum Platz weisen.

Orientierung an den Stadttoren

Die Medina ist von Stadtmauern mit verschiedenen Toren (Babs) umschlossen. Wenn du den Namen des Tores in der Nähe deiner Unterkunft kennst (z.B. Bab Laksour oder Bab Doukkala), kannst du diese gezielt ansteuern. Die Einheimischen kennen sich mit den Toren besser aus als mit den vielen kleinen Gassen. Von einem Tor aus ist es viel einfacher, sich zu orientieren oder ein Taxi zu nehmen.

Orientierung an Himmelsrichtungen, markanten Wegpunkten oder mit technischer Hilfe

Gedankliche Notizen wie „Ich bin am Teppichladen mit den blauen Teppichen vorbeigekommen und dann rechts abgebogen.“ helfen einigen bei der Orientierung in den Souks ungemein. Andere machen auch einfach schnelle Fotos von Gabelungen oder markanten Ständen, um sich den Weg zu merken. 

Herkömmliche Papierkarten sind in den engen Gassen meist nutzlos, aber eine Offline-Karten-App auf deinem Smartphone wie OSMand ist oft hilftreich. Selbst wenn der kleine blaue Punkt auf deiner Karte in einem scheinbar leeren Bereich schwebt, gibt er dir zumindest eine Richtung und Entfernung zu einem bekannten Punkt an. Doch auch wenn die moderne Technologie mit GPS-Apps wie Google Maps eine große Hilfe sein kann, solltest du dich nicht blind auf sie verlassen. In den engen Gassen der Medina können GPS-Signale ungenau sein und viele kleine Wege sind auf Standardkarten nicht verzeichnet

Bleib ruhig, wenn du dich in den Souks von Marrakesch verläufst

Sich zu verlaufen ist eine alte Tradition in den Souks und gehört zum Charme dazu. Vielleicht entdeckst du gerade deshalb einen ruhigen Innenhof oder einen spannenden Händler. 

Im Allgemeinen gilt: Wenn du weitergehst und eine Abzweigung nimmst, die bergab oder nach außen zu führen scheint, gelangst du irgendwann an eine Hauptstraße oder einen bekannten Platz. Im Notfall kannst du immer um Hilfe bitten. Frage einen Ladenbesitzer, der gerade mit seinem Geschäft beschäftigt ist. Sprich ein freundliches „Salaam alaykum“ aus und frage „Djemaa el Fna?“. Die meisten werden dir gerne den Weg zeigen. 

Sei jedoch vorsichtig bei aufdringlichen „Guides“, die dich unaufgefordert begleiten möchten – sie erwarten meist ein Trinkgeld oder wollen dich in den Laden ihrer Familie locken.

Vorsicht in den engen Gassen

Achte beim Schlendern auf deine Umgebung. Viele Gassen werden von Fußgängern, Motorrollern und Eselskarren geteilt. Wenn du ein Hupen hörst oder jemand „Balak!“ (was so viel wie „Achtung!“ bedeutet) ruft, tritt beiseite, um den Weg freizumachen. Halte dich möglichst rechts und gib den beladenen Tieren und Karren den Vortritt, da sie oft nicht leicht anhalten können.

Mach eine Pause

Wenn du dich überfordert fühlst, mach eine Pause. Es gibt viele kleine Cafés und Dachterrassen in den Souks. Kehre in eines ein, bestelle einen Minztee und genieße die Ruhe. Von oben kannst du oft Wahrzeichen wie das Koutoubia-Minarett entdecken und deine Position neu bestimmen. Außerdem haben die meisten Café-Besitzer Erfahrung mit verlorenen Touristen und können dir den Weg zurück zu den Hauptstraßen weisen.

Nimm die Orientierung in den Souks ganz entspannt. Jede falsche Abzweigung ist nur ein neuer Teil deines Abenteuers. Wie ein lokales Sprichwort sagt: „Alle Wege führen zum Djemaa el Fna“ – irgendwann! Bleib ruhig, plane etwas zusätzliche Zeit ein und du wirst dich zurechtfinden. Du wirst schnell merken, dass genau dieses spielerische Umherirren die Hälfte des Spaßes ausmacht.

Orientierung in den Souks bei Nacht

Nach Sonnenuntergang ändert sich die Atmosphäre in den Souks. Die Gassen können sehr dunkel werden, da die Beleuchtung spärlich ist. Obwohl die Medina auch abends generell sicher ist, erhöht sich das Risiko, sich zu verlaufen, im Dunkeln erheblich. Denn die Gassen zeigen sich in ganz anderer Gestalt, wenn die Läden geschlossen sind. Es ist deswegen ratsam, die tieferen Souks bei Einbruch der Dämmerung zu verlassen. Zudem werden Teile der Souks nachts mit großen Toren verschlossen, was zum Teil erhebliche Umwege mit sich bringen kann. Folge daher eher dem Strom der Menschen in Richtung Djemaa el Fna, der am Abend hell erleuchtet und voller Leben ist. 

Kulturelle Einblicke in den Souks von Marrakesch

Die Souks sind das Herz des täglichen Lebens für die Einheimischen. Hier kaufen sie ihre Waren, treffen sich und erledigen ihren Alltag. Das macht die Märkte zu einem lebendigen Museum des Handwerks. Zögere nicht, Fragen zu stellen. Viele Händler sind selbst Kunsthandwerker und erklären ihre Arbeit gerne, oft mit Gesten und Enthusiasmus.

Ein wichtiger Aspekt der marokkanischen Kultur ist die Gastfreundschaft. Sei nicht überrascht, wenn dir ein Händler beim Stöbern einen Minztee anbietet. Das Ablehnen des Tees gilt als unhöflich, aber die Einladung verpflichtet dich nicht zum Kauf. Nimm dir die Zeit, genieße den Tee und nutze die Gelegenheit für einen kleinen Plausch. Falls du dich gegen einen Kauf entscheidest, bedanke dich aufrichtig für die Gastfreundschaft, zum Beispiel mit einem einfachen „Shukran“ (Danke) auf Arabisch oder „Merci, ça m’a fait plaisir“ auf Französisch.

Auch die richtige Kleidung ist wichtig. Kleide dich zurückhaltend, um den lokalen Sitten Respekt zu zollen. Für Frauen bedeutet das, Schultern und Knie zu bedecken. Respektiere auch die Privatsphäre der Menschen. Frage immer um Erlaubnis, bevor du Fotos machst, besonders von Händlern bei der Arbeit. 

Viele Verkäufer sprechen mehrere Sprachen, oft eine Mischung aus Französisch und Englisch. Lerne ein paar grundlegende arabische Phrasen wie „Salam alaykum“ (Friede sei mit dir). Das wird immer mit einem Lächeln belohnt und öffnet die Tür für eine freundliche Unterhaltung, die das Erlebnis zusätzlich bereichert.

Lohnt sich eine geführte Tour durch die Souks von Marrakesch?

Ob eine geführte Tour durch die Souks sinnvoll ist, hängt ganz von deinem Reisestil und deiner verfügbaren Zeit ab. Für Erstbesucher, die nur wenig Zeit haben, kann ein lokaler Guide eine unschätzbare Hilfe sein. Er führt dich ohne Umwege durch das Labyrinth und teilt spannende historische Fakten mit dir. Ein guter Guide erklärt dir die Abläufe im Souk und kann dich bei der Kommunikation oder beim Feilschen unterstützen. Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist, dass ein Guide an deiner Seite dir unerwünschte „Faux-Guides“ und Scammer fernhält. Du kannst solche Führungen unkompliziert online buchen (GetYourGuide).

Wenn du mehrere Tage in Marrakesch verbringst, kannst du die Souks auch auf eigene Faust erkunden. Das hat den Vorteil, dass du in deinem eigenen Tempo schlendern, dich treiben lassen und aus purer Neugier in jede Gasse abbiegen kannst. Genau so findest du oft kleine, familiengeführte Läden, die du sonst nie entdeckt hättest. Das Verirren gehört hier zum Spaß dazu und macht den Charme der Medina aus. Du kannst dich aber auch für beides entscheiden: Nimm an einer zwei- bis dreistündigen Tour teil, um einen ersten Überblick zu bekommen und dich zu orientieren. Anschließend kannst du die Souks in aller Ruhe selbst erkunden. 

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Fazit zu den Souks in Marrakesch

Am Ende deiner Reise durch die Souks von Marrakesch wirst du feststellen, dass dieses Erlebnis weit über das Einkaufen hinausgeht und dir die Kultur der Stadt auf einzigartige Weise näherbringt. Mit der richtigen Portion Humor und Gelassenheit wirst du schnell den Rhythmus des Marktes verinnerlichen. Wer am Anfang noch zögerlich war, wird bald merken, dass das Feilschen um eine Teekanne bei einem gemeinsamen Minztee zu den bleibenden Erinnerungen gehört.

Die Souks sind für mich ein absolutes Highlight und machen Marrakesch zu einer Stadt, die man wunderbar zu Fuß erkunden kann. Ihre unglaubliche Vielfalt an Waren auf engstem Raum ist bemerkenswert. Auch wenn die Preise, insbesondere in der Nähe des Djemaa el Fna, teils relativ hoch sind, lohnt sich das Stöbern nach besonderen Stücken. Für Gewürze oder Keramik empfehle ich dagegen eher die Märkte am Rand der Medina oder in der Mellah, wo die Preise oft erheblich niedriger sind.