Die Agdal-Gärten

Die Agdal-Gärten in Marrakesch gehören zu den ältesten königlichen Gartenanlagen Marokkos. Ihre weitläufigen Olivenhaine und Wasserbecken zeugen von der langen Bewässerungstradition der Stadt und von der engen Verbindung zwischen Architektur, Landwirtschaft und Kulturgeschichte. Diese Seite stellt die Entstehung und Bedeutung der Agdal-Gärten vor und gibt praktische Hinweise für den Besuch.

Die Agdal-Gärten prägen seit Jahrhunderten die städtebauliche Struktur des südlichen Marrakesch. Zusammen mit dem Menara-Garten und den Palastanlagen der Kasbah bilden sie ein Ensemble, das die historische Verbindung zwischen Landwirtschaft, Architektur und Herrschaft verdeutlicht.

Geschichte der Agdal-Gärten

Die Agdal-Gärten (arabisch: „Agdal“ bedeutet umzäuntes Gelände) wurden im 12. Jahrhundert unter der Herrschaft der Almohaden-Dynastie angelegt. Kalif Abd al-Mu’min ließ südlich der Stadtmauer ein ausgedehntes Bewässerungssystem errichten, das die Grundlage für die Gartenlandschaft bildete. Ziel war es, die Wasserversorgung des königlichen Palastes sicherzustellen und gleichzeitig eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche zu schaffen.

Im Lauf der Jahrhunderte erweiterten verschiedene Dynastien die Anlage, insbesondere die Saadier im 16. Jahrhundert und später die Alaouiten, die sie bis heute als Teil des königlichen Palastkomplexes pflegen. Die Agdal-Gärten zählen zu den ältesten erhaltenen Beispielen islamischer Gartenkunst im Maghreb und gehören seit 1985 gemeinsam mit der Altstadt von Marrakesch zum UNESCO-Welterbe.

Architektur und Aufbau der Agdal-Gärten

Die Agdal-Gärten erstrecken sich über eine Fläche von mehr als 400 Hektar und liegen südlich der Kasbah von Marrakesch. Das Gelände ist von einer Mauer umgeben, die ursprünglich den königlichen Charakter der Anlage schützte.

Das Herzstück bildet das große Wasserbecken Dar al-Hana, das mit einer Länge von rund 200 Metern nicht nur der Bewässerung diente, sondern auch als repräsentatives Element angelegt wurde. In seiner Nähe befinden sich mehrere Pavillons und kleinere Becken, die einst der königlichen Familie vorbehalten waren.

Wasserbecken im Agdal Garten Marrakesch
(Foto: Luc Viatour)

Die almohadischen Soldaten sollen hier schwimmen geübt haben, bevor sie über das Mittelmeer nach Andalusien vorstießen. In dem größten Becken hätte es sogar Boote gegeben, heute jedoch leben darin — ähnlich wie im Menara-Garten — fette Karpfen.

Die Agdal-Gärten gliedern sich in weitläufige Olivenhaine, Obstgärten mit Feigen- und Orangenbäumen sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die strenge geometrische Struktur, in der die Wege und Bewässerungskanäle verlaufen, folgt der klassischen islamischen Gartenarchitektur, die Ordnung und Harmonie mit der funktionalen Nutzung verbindet.

Bewässerungssystem und Nutzung der Agdal-Gärten

Wie viele historische Gärten in Marrakesch hängen auch die Agdal-Gärten von einem komplexen Khettara-System ab – einem unterirdischen Kanalsystem, das Wasser aus den Bergen des Hohen Atlas in die Stadt leitet. Das große Becken im Zentrum speist die umliegenden Parzellen und dient als Reservoir für Trockenzeiten.

Veranschaulichung des Khettara-Prinzips

Die Kombination aus technischer Präzision und ästhetischem Anspruch zeigt, welche Bedeutung Wasser in der islamischen Gartenkunst hat. Die Agdal-Gärten waren nie nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein landwirtschaftliches Versuchsfeld und ein Symbol königlicher Macht. Bis heute werden hier Oliven angebaut, deren Ernte dem Palast vorbehalten ist.

Eintritt und Öffnungszeiten

Der Zugang zu den Agdal-Gärten ist eingeschränkt, da ein Großteil der Anlage weiterhin zum königlichen Besitz gehört. Der öffentliche Teil kann freitags und sonntags von 7.30 Uhr bis 17 Uhr beichtigt werden. 

Eintritt wird in der Regel nicht erhoben. Besucher sollten jedoch beachten, dass es sich um ein weitläufiges Gelände handelt, das kaum Schatten bietet. Bequeme Schuhe, eine Kopfbedeckung und ausreichend Wasser sind empfehlenswert.

Lage und Wegbeschreibung

Die Agdal-Gärten liegen südlich der Altstadt, etwa zwei Kilometer vom Djemaa el-Fna entfernt. Vom Platz aus führt die Avenue Moulay El Hassan oder die Route de l’Ourika in Richtung Kasbah und weiter zur südlichen Stadtmauer.

Wer von den Saadier-Gräbern startet, erreicht den Haupteingang der Agdal-Gärten nach einem etwa 20-minütigen Spaziergang. Alternativ bieten sich Taxis an, die direkt bis zum Zugang an der Avenue Mohammed VI oder zur Rue Agdal fahren (15-20 DH). Die Anlage grenzt unmittelbar an den königlichen Palast und liegt westlich des neuen Stadtteils M’hamid.

Fazit zu den Agdal-Gärten

Die Agdal-Gärten sind ein bedeutendes Beispiel islamischer Gartenarchitektur und spiegeln die Entwicklung Marrakeschs vom landwirtschaftlichen Zentrum zur königlichen Residenzstadt wider. Mit ihrer Größe, den historischen Wasseranlagen und der jahrhundertealten Nutzung bleiben sie ein einzigartiges Zeugnis der marokkanischen Gartenkultur. Ein Besuch bietet einen seltenen Einblick in ein lebendiges Kulturerbe, das bis heute eine zentrale Rolle in der Geschichte und Identität Marrakeschs spielt.