Barrierefreies Reisen: Marrakesch für Rollstuhlfahrer

Marokko ist als Reiseland leider alles andere als behindertengerecht: Hohe Bordsteinkanten, viele Schlaglöcher und kaum vorhandene Lifte oder Rampen machen es Rollstuhlfahrern nicht gerade einfach. Wer Marrakesch trotzdem mit dem Rollstuhl entdecken möchte, braucht dafür Humor, Abenteuerlust und gute Vorbereitung.

Glücklicherweise sind Marokkaner gegenüber behinderten Menschen sehr hilfsbereit und bieten oft ungefragt ihre Unterstützung an, ohne wie sonst häufig dabei an ein kleines Trinkgeld zu denken, denn sonst wäre das Reisen mit dem Rollstuhl in Marokko wirklich kein Vergnügen. Was es dort nicht oder selten gibt sind Rampen und Lifte, akustische Signalanlagen im Straßenverkehr, in Blindenschrift verfasste Hinweise in öffentlichen Einrichtungen oder Busse, die ihren Einstieg absenken können.

Was es dafür manchmal gibt sind offene Kanaldeckel, hohe Bordsteinkanten und viele Schlaglöcher. Das sind zwar Hürden, aber keine Hindernisse, die man nicht mit einer helfenden Begleitperson überwinden könnte.

Mit dem Rollstuhl in Marrakesch
Rollstuhlfahrerin auf dem Djemaa el Fna
(Foto: Riad Marrakesch, 2014)

Behindertengerechter Transport und Verkehr in Marrakesch

Im Gegensatz zu Städten wie Fès, das an einem Berg liegt, ist Marrakesch sehr eben und die meisten Gassen in der Medina sind in der „Perle des Südens“ etwas breiter. Trotzdem muss man sich erstmal an die Betriebsamkeit in den Suqs gewöhnen, in der zügiges Vorankommen manchmal zu einem richtigen Wettbewerb wird. Zudem kann man sich innerhalb der Medina nicht mit dem Auto fortbewegen und muss zu Fuß zu den jeweiligen Zielen in der historischen Altstadt gelangen.

Die Stadtbusse sind schon älter, aber mit etwas Beweglichkeit und Hilfe kann man sie benutzen, alternativ bieten sich für Stadtfahrten auch die gelben Petit Taxis an. Für Ausflüge außerhalb von Marrakesch sollte man dem Grand Taxi oder einem eigenen Fahrzeug gegenüber Bussen den Vorzug geben, da diese wie viele Züge über keine Einfahrhilfen verfügen. Sowohl der Bahnhof als auch der Flughafen von Marrakesch sind ebenerdig angelegt und haben breite Eingangstüren.

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Sehenswürdigkeiten in Marrakesch für Rollstuhlfahrer

Die touristische Infrastruktur in Marrakesch ist nicht für Rollstuhlfahrer ausgelegt, so dass einige Sehenswürdigkeiten für gehbehinderte Menschen nicht oder nur bedingt zu empfehlen sind. Dazu gehören das Museum Dar Si Said und die Medersa Ben Youssef, die beide in zweigeschossigen Gebäuden untergebracht sind.

So befinden sich beispielsweise in der Medersa Ben Youssef die früheren Schlafräume der Koranschüler in der zweiten Etage. Dennoch lohnt sich ein Besuch, da die wahre Pracht vom Erdgeschoss aus zu bewundern ist.

Abraten würde ich von einem Besuch des Maison de la Photographie und des Museums Douiria Mouassine, da beide Gebäude nicht rollstuhlgerecht gebaut sind. Im Dar Bellarj sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, leider befindet sich ein Teil der Exponate in der großräumigen Kellerebene, die nur über Treppen zu erreichen sind.

nicht barrierefreie Schwelle in Marrakesch
Überwindbares Hindernis in der Medersa Ben Youssef
(Foto:Riads Marrakesch, 2014)

Doch angesichts der zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Museen gibt es in Marrakesch zahlreiche Orte zu entdecken, zum Beispiel den Djemaa el Fna, die Koutoubia-Moschee, den Bahia-Palast, den Palast El Badi und das darin sitzende Museum for Photography and Visual Arts, die Gräber der Saadier, die Gärten Majorelle und Menara sowie das Dar Charifa in der nördlichen Medina und der Jüdische Friedhof am Rand der Mellah.

Behindertengerechte Hotels und Riads in Marrakesch

In der Neustadt von Marrakesch und in der Palmerai gibt es inzwischen eine recht gute Auswahl an Hotels, die entweder komplett behindertengerecht gebaut sind, oder die wenigstens über einige rollstuhlgerechte Zimmer verfügen. Wer es authentischer in Marrakesch übernachten will, sollte sich unbedingt nach einem geeigneten Riad in der Medina umsehen. Die Gästehäuser verfügen in der Regel nicht über Aufzüge — dafür um verwinkelte steile Treppen. Einige haben jedoch auch Zimmer im Erdgeschoss, die groß genug sind oder haben sich auch auf behinderte Gäste eingestellt, wie das Riad Daria oder das Les Jardins de la Medina in der südlichen Medina.

RiadInfos
Preis
Buchen
Handi Oasis Hotel, das sich gezielt an gehbehinderte Menschen richtet
€€
Handi Oasis
Riad Abaca Badra Barrierefreier Eingang, behindertengerechte Einrichtung (Zimmer Meknes & Zagora)
€€
Riad Abaca Badra, Marrakesch

Fazit

Marrakesch kann für Rollstuhlfahrer wirklich anstrengend werden: Die Straßenverhältnisse sind schlecht, die touristische Infrastruktur ist höchstens punktuell behindertengerecht. Der Besuch einiger Sehenswürdigkeiten ist sinnlos, weil sie sich über mehrere, über enge Treppen verbundene Stockwerke ausbreiten. Bei anderen Topzielen, wie dem Bahia-Palast oder dem Jardin Majorelle, sieht es besser aus. Mit Gelassenheit und sehr guter Planung — das betrifft besonders Transport, Hotel und Programm — können aber auch Rollstuhlfahrer einen gelungenen Urlaub in Marrakesch erleben!

Tipp: Wheelmap

In der offenen Karte Wheelmap werden Informationen darüber, wie rollstuhlgerecht Restaurants, Hotels, Sehenswürdigkeiten und ähnliche Points of Interest sind, gesammelt und dargestellt. Für Marrakesch gibt es bislang erst recht wenige Einträge, vielleicht wird sich das ja demnächst ändern!